Obwohl der Komponist, Arrangeur und Pianist Ludovico Einaudi aus Turin, im Norden Italiens stammt, hat es ihm die süditalienische Taranta sehr angetan.
Die Notte della Taranta ist seit Ende des letzten Jahrhunderts eine feste Institution im Süden Italiens, im Salento, dem Absatz des italienischen Stiefels. Dort sind die Pizzica und die Taranta (auch Tarantella genannt) zuhause. Die Notte della Taranta ist ein kultureller Höhepunkt der Region, denn dann reist ein Orchester durch alles grösseren Ortschaften im Stiefel, und bringt die rhythmisch antreibenden Lieder des Salento-Liederbuches auf die Plätze und die Bühnen.
Es gehört auch zur Tradition, dass das jeweilige Orchester einen künstlerischen Leiter wählt, und Musiker und Musikerinnen aus allen Herren Länder einlädt. Konzertmeister waren schon Joe Zawinul, Goran Bregović, Stewart Copeland oder, in den Jahren 2010 und 2011, Ludovico Einaudi. Der für seine Minimal-Music-Kompositionen bekannte Pianist tauchte hier in eine ganz andere Welt, die Welt der treibenden Rhythmen und Sirenengesänge, des Veitstanzes und der Ausgelassenheit.
Internationale Gäste gibt es jeweils auch im erweiterten Orchester. 2011 waren es u.a. der Gitarrist Justin Adams und Juldeh Camara mit seiner Ritti, Ballake Sissoko mit seiner Kora oder der Flötist und DJ Mercan Dede. Einaudi nutzte die Gelegenheit und fungierte nicht nur als Konzertmeister, sondern nutzte die formidable Musikertruppe für die Studio-Produktion seiner Hommage an die Taranta, über weite Strecken ganz im Minimal Music Arrangement. Melodische Schleifen und Loops gehören sowohl zu Minimal Music wie zur Taranta, die Trance ist das Scharnier zwischen den beiden Musikwelten
Hier trifft eine oftmals archaische Tradition auf konzertante Innovation. Das Taranta Project ist eine Verbeugung vor einem alten Liederbuch, und gleichzeitig eine musikalischer Türöffner gegenüber der Welt ausserhalb des Salento.
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