Mit Luso Noir will Piranha wohl an seinen Sampler «Egypt Noir» anknüpfen. Dazu musste die Kuratorin DJ Grace Kelly tief im Archiv der Berliner graben und weist damit unfreiwillig auf einen Missstand hin.
Das Label Piranha veröffentlicht nicht mehr so viele Neuentdeckungen wie noch vor einem Jahrzehnt. Es pflegt seinen Katalog und bringt aus diesem immer wieder thematische Sampler. Für diesen hier ist der Ausdruck «Saudade» wichtig: von Mosambik bis auf die Kapverden hat die Sehnsucht eine etwas andere musikalische Färbung angenommen als die mitgebrachten Fado-Melodien der portugiesischen Kolonisatoren es vor-fühlten. Da ist nicht nur Herzschmerz in den Songs, sondern auch gleich eines der besten Heilmittel dagegen: Tanz.
Allerdings macht dieser Sampler, wahrscheinlich ungewollt, auf einen Missstand aufmerksam: Von den hier aufgeführten Künstlern ist gerade mal Bonga mit seinem Werk und auch live auf den Bühnen in Europa noch präsent – von ihm gibt’s denn auch zwei Live-Nummern. Die Vertreter der Kapverden, Simentera, gibt’s als Band seit fast acht Jahren nicht mehr. Beim Orchestra Marrabenta Star de Mocambique, hier vertreten mit vier GastsängerInnen, musste man schon auf Aufnahmen von vor zehn Jahren und mehr zurückgreifen. Die letzten Ghorwane-Aufnahmen erschienen bei uns vor sechs Jahren. Speziell aus Mosambik hört man seit geraumer Zeit nichts mehr. Und aus Angola kommt fast nur noch Kuduro. Wären da die Labels, die Produzenten nicht etwas mehr gefordert?
Eine hübsche Liedersammlung, allerdings mit einem Wermutstropfen: Warum kümmert sich niemand im Westen mehr um die südafrikanischen Länder und deren musikalischen Stile?
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