Maga Bo ist ein Sammler von afro-brasilianischen Trommel-Rhythmen und Freundschaften. Dies ist seine Sammlung der vergangenen zehn Jahre.
Normalerweise funktioniert das Musik-Business ja so: Erst die neuen Songs bringen, und ein halbes Jahr später eine neue Veröffentlichung mit Remixes. Maga Bo liefert beides gleichzeitig. Als DJ ist der Perkussionist und Produzent auch selber in der Remix-Szene tätig, hat für Indie Labels wie z.B. ZZK oder Ninja Tunes gearbeitet, kennt seine Kollegen und hat eine gut geführte Adress-Kartei. So steuern Leute wie DJ Dolores oder Dengue Dengue Dengue ihre Beiträge bei.
Die Hauptarbeit von Maga Bo allerdings liegt in der ersten Hälfte dieser Produktion, den Songs. Sie basieren fast immer auf einem dichten Perkussionsteppich, unterstützt von tiefen Bass-Sounds, seinem Markenzeichen. Die Aufnahme beginnt mit einem Call-Response-Chant von Mestre Antonio Carlos de Xangô, einem Candomblé-Priester, und seinen Sängerinnen. Damit ist auch erklärt, dass Bo mit seinen Grooves über die Musik weiter hinaus zeigt. Übersetzt man den Titel der Produktion, «Liebe ist Revolution», wird die Botschaft dieser Trance-Musik deutlich. Auch bei den Studiogästen kann er auf sein weit verzweigtes Beziehungsnetz zurückgreifen und Sängerinnen und Musiker aus allen Landesteilen ins Studio bitten. Oder er macht es wie früher: Er geht mit seinem Equipment zu den Leuten.
Als er vor zehn Jahren seine erste Brazil-Dub-Afro-Melange unter dem Titel «Quilombo Du Futuro» (Spotify-Link) veröffentlichte, stellte Gianluca Tramontana von AfroPop den Komponisten und Produzenten so vor:
Traditional rural roots music grafted onto urban rhythms and midwifed by a DJ raised on a diet of dub, reggae and hip hop. Maga Bo is an eternal student of different rhythms and musical cultures from far flung regions of the world.
In einem aktuellen, längeren Interview mit SAMA zur hier vorliegenden Produktion erklärt Maga Bo seine Philosophie so:
Es war mir immer sehr wichtig, Respekt vor den traditionellen Quellen meiner Musik zu zeigen. Nur einfach Schnipsel und Grooves abzukupfern, und über eine 4/4-Sequenzer-Spur zu legen heisst ja, dass man diese Ideen aus ihrem kulturellen Umfeld rausreisst und in eine fremde Umgebung pflanzt. Damit geht der Gehalt der Musik verloren. Das hat mich in meiner Arbeit nie interessiert.
Das ausführliche Interview gibt’s auf YouTube.
Die Remixes der Kollegen zeigen einen grossen Respekt gegenüber Maga Bos Original-Aufnahmen. Auch hier wird nicht einfach geschnipselt und neu zusammengebaut, sondern wo immer möglich mit Sounds, oder zusätzlichen Instrumental-Spuren die Original-Aufnahme angereichert. Da jeder der zehn Original-Songs «seinen» Remix erhält wirkt diese Produktion wie ein Gespräch unter Kollegen, ein Ideen-Austausch über digitale Kanäle.
«Amor (É Revolução)» ist eine kreative Reise in die Welt der afro-brasilianischen Rhythmen, ein respektvoller Umgang mit der Tradition und eine sorgfältige Anbindung an die Gegenwart.
Rating:
Schreibe einen Kommentar