Gäbe es eine Insel, die genau zwischen Brasilien, Jamaica und Afrika liegen würde, müsste das die wahre Heimat von Manecas Costas sein. Die liegt aber in Guinea-Bissau.
Eine andere Art, die Musik von Manecas Costa zu beschreiben wäre: lusitanisch (um den weltumspannenden Einfluss der Portugiesen zu betonen). Guinea-Bissau war bis Mitte der 70er Jahre eine portugiesische Kolonie. Gumbe andererseits ist ein Rhythmus, eng verwandt mit dem Zouk, der vor 200 Jahren von ehemaligen Sklaven aus Jamaica zurück in die „alte“ Heimat gebracht wurde. Vermischt mit den traditionellen Rhythmen des Mutterlandes ist Gumbe heute so was wie der nationale Herzschlag der Musik.
Diese Einspielung aus dem Jahr 2003 wurde von den Fachleuten hoch gelobt, traf aber beim Publikum auf nicht so viel Resonanz. Vielleicht weil der Sound nicht in gängige Afropop-Schubladen passt. Dafür ist die Einspielung schon von vornherein zu akustisch. Die Rhythmen fliessen ruhig, brauchen keinen Beat. Manecas virtuoses Gitarrenspiel darf sich in cleveren, mehrspurige Arrangements ausdrücken, und er lässt manchmal auch eine Harfe aus Venezuela mitspielen. Die Melodien klingen mal nach Karibik, mal nach Brasilien, mal nach den Kapverden – eben: lusitanisch. Und auf zwei Aufnahmen sind wir tief im schwarzafrikanischen Hinterland. Eine Vielseitigkeit, die man selten auf einer Produktion hört.
Eine warmherzige CD die zu Unrecht wenig beachtet wurde. Hervorholen und wieder geniessen – sie tönt gerade in dieser Jahreszeit wie ein Frühlingshauch. Schwer aufzutreiben – aber es gibt sie noch, irgendwo da draussen….
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