Clandestino ist seine Rohform, aus der Manu Chao seither alle weiteren CD-Projekte schnitzte: Ohrwurm-Hocklines, Soundwebereien, engagierte oder wortmalende Texte in polyglottem Tonfall.
Mitte der 90ziger Jahre des letzten Jahrhunderts löste Frontmann Manu Chao seine Band «Mano Negra» auf, liess damit die hartnäckige durch-die-Wand-Philosophie und die Hau-drauf-Energie der Punk-Zeit hinter sich. Nur um drei Jahre später einen veritabeln Knaller abzuliefern. Angesagt waren jetzt Songs, die beinahe so was wie Neo-Folk-Gefühl ausstrahlten. Manu Chao erzählte mal ganz zufrieden: „Es gibt da einen Strassenmusikanten, der sagt, er könne mit den Songs dieses Albums auf der Strasse gut überleben.“
Hört man diesen Karriere-Rohling aus der Distanz von über 10 Jahren nach dessen Erscheinen, stellt sich weniger die Frage: Warum tönt sie immer noch so frisch? Sondern: Warum hat sich Chao seither so oft kopiert? Die weiteren Studio-Projekte («Proxima Estacion: Esperanza» 2001, «La Radiolina» 2007) sind Variationen dieser Urform. Neue Texte, neue Hooklines, aber gleiche Machart. Seine Kunst des soundtechnischen Patchworks, das ausfransen lassen der Genre-Grenzen, wirkte sehr erfrischend auf die gesamte jüngere MusikerInnen-Generation, speziell in Frankreich und Spanien.
Clandestino ist nach wie vor die dichteste Soloproduktion von Manu Chao, seine Ur-Gussform. Da Manu Chao immer noch ein Rebell ist, müsste er eigentlich auch diese Ur-Form mal zerschlagen, um sich neu zu erfinden.
- Clandestino [audio:2009/06/clandestino.mp3]
- Desaparecido [audio:2009/06/desaparecido.mp3]
- Bongo Bong [audio:2009/06/bongo-bong.mp3]
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