Die Fangemeinde atmet auf: Nach 17 Jahren gibt’s endlich wieder ein neues Album von Manu Chao. Der Mestizo-Überflieger ist etwas ruhiger geworden; nur ein klein wenig.
Ein erster Höreindruck sagt: Wo Manu Chao drauf steht, ist auch Manu Chao drin. In den ersten Songs tauchen schon seine bekannten elektronischen Slurs und Swishes auf. Der erste Song in Spanisch, der zweite in Französisch, der dritte in Englisch. Die Baupläne seiner Songs sind auch wiedererkennbar: Manu baut auf Ohrwurm-Loops und Hooklines, auf den Klang seiner Synthie-Orgeln, Xylophone und seiner akustischen Gitarre.
Gleichgeblieben sind auch die Themen, die Manu Chao umtreiben: sein Herz schlägt für die Verstossenen, die Zukurzgekommenen, die Ungerechtigkeiten. Er schaut in die Schattenbereiche der menschlichen Existenz. Er urteilt nicht, beobachtet, z.B. in «La Couleur du Temps»
Ich kenne die Strassen des Winters
Ich kenne die Welt, wenn sie auf dem Kopf steht
Ich kenne den Geruch des Geldes
Ich kenne den Wahnsinn der MenschenEr ist eine Geschichte der Verrückten
Von allem verblendet
Die im Stehen mit geballten Fäusten träumen
Die Augen geschlossen, um zu vergessen
Doch die nachdenklichen Songs weichen spätestens dem Schalk und der Lebenslust, wenn er, der 63jährige, zusammen mit Willie Nelson, dem 91jährigen singt: Der Himmel hat keinen guten Tag, weil heute kein Teufel zu Besuch kommt.
Manu Chao ist ein bisschen altersmilde und nachdenklicher geworden, sieht zu wie die Zeit und die Liebe vergeht. Er hat die ganzen harten Tempi aus den Radio Bemba Zeiten runtergeschraubt, ist immer noch für mehr als einen Ohrwurm gut und seine Rumbas lassen auch weiterhin tänzeln. Er muss ja schon lange niemandem mehr etwas beweisen, und es hebt einfach die Stimmung, neue Songs von Manu Chao zu hören. Jetzt wohnt erneut ein alter Freund in meinen Lautsprechern.
Glücklicherweise veröffentlicht Manu Chao «Viva Tu» erst im Herbst. So erhalten wir zwar keinen nachträglichen Sommerhit, dafür ein paar herzwärmende Wintermelodien.
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