Die Russen sind die besseren Amerikaner könnte man denken, wenn man die neuste Produktion des St.Petersburger Ausnahme-Orchesters hört.
Seit fünfzehn Jahren sind die ehemaligen Bergbau-Studenten lieber im Keller und auf der Bühne, als im Stollen. Die Band selber hat sich von einer stilübergreifenden, genüsslich rumpelnden Allerwelts-Kapelle zu einem Orchester mit dem Schliff einer amerikanischen Big Band entwickelt. Mit Ska, Latin, Rock und Reggae als musikalische Zutaten, und russischem Gesang mit dem Auftritt eines grinsenden Dandys, ist die Band wohl nicht nur in ihrer Heimat ein Unikum.
Boris Grebinshikov soll gesagt haben, dass Markscheider Kunst die einzige russische Band sei, die fröhliche Musik mache. Für eine solche Aussage muss man nicht unbedingt eine graue Eminenz in der russischen Rockwelt sein, das hört man auf den ersten Ton: Da ist Schalk drin, Freude, Drive und viel Können. Die Band ist über die Jahre gereift, hat den liebevoll rumpelnden Sturm-und-Drang-Enthusiasmus gegen einen gesetzteren, manchmal fast zu gepflegten Big Band Sounds eingetauscht. Ich bin aber fast sicher, dass die Truppe genügend Bühnenhunger hat, um jedes Konzert in eine krachende Party zu verwandeln – im Notfall auch ohne Rücksicht auf den schönen Klang.
“Utopia“ ist der Beweis, dass St. Petersburg in den Tropen liegt, oder zumindest in einer wärmeren Gegend, oder die Russen aus Südamerika eingewandert sind, mit einem Zwischenhalt in Paris; irgendwie so.
- Odnazhdy [audio:2010/04/odnazhdy.mp3]
- Grustnaya [audio:2010/04/grustnaya.mp3]
- Utopia [audio:2010/04/utopia.mp3]
Rating:
Schreibe einen Kommentar