Márta Sebestyén ist die singende Musik-Enzyklopädie der ungarischen Volksmusik. Diese Aufnahmen sind gleichzeitig sorgfältig studierte Tradition und Improvisation.
Das Leben von Márta Sebestyén war von dem Moment an vorgezeichnet, als sie als 12jährige einen Gesangswettbewerb gewann. Der Preis wurde ihr übergeben von einem der bekanntesten Musikforschern Ungarns, Lázlo Vikár. Seit jenem Tag ist sie Forscherin und begnadete Interpretin fast vergessener Lieder in einer Person. In ihrem aktuellen Album greift sie tief in den Fundus ihrer eigenen Feldaufnahmen und anderer Sammlungen. Die Lieder stammen aber nicht aus einem Liederbuch, es sind quasi musikalische Collagen.
Sie fand für diese Produktion zwei Begleiter, Mátyás Bolya (Blasinstrumente) und Balázs Szokolay Dongó (Saiteninstrumente), die eine ähnliche Vorstellung vom Umgang mit Tradition haben. Die beiden definieren ihre Musik als improvisierte, von der Folk-Tradition inspirierte Kammermusik. So treffen arabische Melodien auf Balkanharmonien, die klanglichen Assoziationen reichen von der Mongolei bis nach Spanien. Bis zu vier Melodien oder Fragmente werden zu einem Lied verknüpft. Manchmal fühlt man sich an einem mittelalterlichen Fürstenhof, manchmal an einem Lagerfeuer.
Márta Sebestyén und ihre Musiker lassen eine Welt auferstehen, die nur dank der mündlichen Überlieferung nicht in Vergessenheit geriet.
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