Masaa bewegen sich in diesen vierzehn Kompositionen zwischen Jazz und Weltmusik. Melodien aus kulturellen Zwischenwelten.
Es gibt Musik, die fährt in die Beine oder Hüften. Grooves lösen physische Resonanz aus, bringen in Bewegung, verlangen nach Reaktion. Ganz anders Masaa. Die Truppe dockt mit ihren Musik zwischen Herz und Hirn an. Marcus Rust, Trompete und Flügelhorn, und Rabih Lahoud, Gesang, legen ihre Melodien auf ein rhythmisches Harmonie-Geflecht von Reentko Dirks, Gitarre, und Demian Kappenstein, Schlagzeug und Perkussion. Die Vier formen eine mehrheitlich ruhige Klangwelt zum zuhören, aber lassen nicht zu, dass man abdriftet, weggetragen wird.
Eine Faszination dieser Kompositions- und Klangwelt liegt in der Möglichkeit, die Welt der rein westlichen Tonleitern verlassen zu können. Sänger Lahoud ist im Libanon aufgewachsen und kennt sich sowohl in Wort-Arabesken, als auch in den melodischen Systemen des Maqam aus. Trompete und Flügelhorn erlauben die Modellierung von Tönen, und die Doppelhalsgitarre von Dirks besitzt, neben dem normalen Griffbrett, einen Hals, der zur Hälfte ohne Bünde auskommt, und teilweise mit Bassaiten bestückt ist. Die Spieltechnik von Kappenstein legt die Rhythmik meistens so an, dass sie die Klänge verbindet, und nur selten mit klaren Taktvorgaben die Band vorwärts treibt.
Klangverwandte von Masaa sind Musiker wie Dhafer Youssef, Anouar Brahem (Spotify), oder andere Musiker*innen aus der ECM-Klang-Welt (Spotify-Playlist). Dabei bleiben die vier jedoch nahe bei den Song-Strukturen, verlaufen sich nicht auf jazzigen Ab- oder Umwegen.
Masaa ist aufregend unaufgeregt, und nutzt virtuos kulturelle, genretypische und harmonische Nahtstellen.
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