Das Massilia Sound System meldet sich nach sieben Jahren wieder: Die Herren haben nichts von ihrer zartbitteren System-Kritik verloren.
Altern heisst nicht verstummen. Auch nicht den klaren Blick auf die Dinge verlieren, schon gar nicht wenn man Moussu T, Papet J und Gari Grèu heisst. Nach sieben Jahren erscheint wieder eine Produktion des Massilia Sound System. Dreizehn Betrachtungen über das Leben an sich, den Zustand der Gesellschaft, und was daran verändert werden könnte, sollte. Nächstes Jahr feiert das Sound System sein 30jähriges Jubiläum in der Welt der Musikproduktionen, und hat nicht im Sinn, die Augen zu schliessen, oder das Denken und Reimen abzuschalten.
Die Songs sind frisch, die Beobachtungen scharf. Egal ob es sich um die Kritik am Kapitalismus handelt – «eine Krankheit, eine dramatische Pathologie, welche unser Menschsein zerstört» – oder um die vielen Toten, welche die Flucht über’s Mittelmeer immer wieder kostet. Musikalisch haben sie das Volumen etwas runter gedreht. Sicher: der Bass darf pumpen, dazu gibt’s Loops, aus dem Synthesizer und auf akustischen Instrumenten eingespielt. Sie unterstreichen vor allen den Rhythmus, unterstützen weniger die Melodie. Einige Farbtupfer aus dem Keyboard, und fast keine Gitarren mehr. Zuweilen etwas spröd, aber so bleibt viel Platz für die Sprechkünstler – und die nutzen ihn.
Insgesamt ein bitteres Album? Nein, auf keinen Fall – die drei MCs bringen zu viel Lebens-Freude, Schalk und Solidarität mit. Ich schnippe und wippe mit, und finde: Ja, Massilia sind ein super-wirksames Vitamin!
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