Crammed Discs öffnet die eigenen Archive und findet bemerkenswerte Aufnahmen. Diese Solo-Scheibe von Maurice Poto Doudongo ist eine Perle, und ein Zeitdokument.
Erst mal die Zeitschiene: Michael Jackson veröffentlichte «Thriller» 1982, Herbie Hancock «Future Shock» 1983, Mory Kanté «Akwaba Beach» 1987. Und all dem voraus ging ein anderes Ereignis, das die Musikwelt (West)Afrikas beeinflussen sollte: der Boxkampf von Muhammed Ali gegen George Foreman 1974 in Kinshasa (YouTube) – mit einem noch nie da gewesenen musikalischen Festival rundherum mit u.a, Miriam Makeba (YouTube), Franco & Le TPOK Jazz (YouTube), Tabu Ley Rochereau (YouTube), James Brown (YouTube), B.B.King (YouTube), Fania All Stars feat. Celia Cruz (YouTube), und, und, und.
In diesem stilistischen und technologischen Zeit-Pool machte Maurice Poto Doudongo seine Musik. Die jetzt wieder aufgetauchten Aufnahmen seines Solo-Albums stammen aus den Jahren vor 1987. Nur gerade ein Song («Bolingo») fand damals seinen Weg auf einen Sampler. Der Rest der Songs wurde bisher noch nie veröffentlicht!
Doudongo hatte Kinshasa bereits verlassen und war damals bereits in Europa, Brüssel/Belgien, zuhause, arbeitete für Papa Wemba (YouTube), Zazou Bikaye (YouTube) oder Foreign Affair (YouTube). Und nahm dieses Album auf – ein DIY-Album, als die Sequenzer-Technologie noch in den Kinderschuhen steckte. Er programmierte die Rhythmen, spielte Keys, Gitarre und sang die Tracks ein. Leider fiel das Album in den Ohren der westlichen Produzenten zwischen Stuhl und Bank.
Wer heute, mit der zeitlichen Distanz, die Aufnahmen anhört kann sich ausmalen, was aus dem Mann geworden wäre, hätte man seinem Talent vertraut.
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