Die Stanser Musiktage profilierten sich am ersten Konzertabend gleich als Kaleidoskop: Rock, Griot-Jazz, erneuert Volksmusik und aufgefrischte amerikanische Folksongs.
Die Stanser Musiktage gingen letztes Jahr in eine kreative Ruhepause und sind jetzt neu und verschlankt wieder da. Die Formel ist gleichgeblieben: Jazz, Folk, World Music und alle die vielen Stile, die dazwischen ihre Nische finden. Das diesjährige Programm bietet Überraschungen und sichere Werte.
Eine Überraschung gleich zum Auftakt. Mbongwana Star aus Kinshasa, eine Splitterband der Staff Benda Bilili, pflegten keine geschmeidigen Rumba-Rhythmen. Sie boten Rock, und das nicht zu wenig. Es war eine zuweilen fast punkige Umsetzung ihres Albums From Kinshasa, das letztes Jahr manchem Kritiker rote Ohren bescherte. So auch live: Die beiden Rollstuhl-Groover liessen zuweilen noch anklingen woher sie kamen, doch zeigten sie unmissverständlich: auch unsere Welt ist laut und hart. Die Band die sie begleitete legte einen lauten, zuweilen etwas verhaspelten Teppich, der mit Electronica noch angereichert war – willkommen im Afrika des 21. Jhd.
Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Theater an der Mürg. Markus Flückiger, Pirmin Huber und Andreas Gabriel zeigten einmal mehr, dass die Schweizer Volksmusik so viel mehr zu bieten hat als hochtouriger Vier-Vierteltakt und un-dynamisches Abspulen von Melodien: Gebrochene Rhythmen, Melodien, die sich auch mal in unbekanntes Harmonieland getrauten trafen auf offene Ohren und grossen Applaus.
Manchmal war der Saal zu klein
Im Chäslager traten der Trompeter Volker Goetze und sein Partner Ablaye Cissoko auf. Als ich auch dort kurz reinhören wollte kam ich nicht weit: Bis auf die Eingangstreppe hinunter standen die Konzertbesucher Schlange und hörten der Silberstimme, der Kora und den jazzigen Verzierungen dieses ungewöhnlichen Duos zu. Empfehlung: aktuelle Platte kaufen oder streamen, und dazu die Bilder des offiziellen Festival-Fotografen Dragan Tasic anschauen.
Einen folkigen Abschluss fand der erste Konzertabend im Club im Engel mit Sam Amidon. Der Amerikaner interpretierte eigene Songs, Traditionelles aus seiner Heimat Vermont und einige Perlen aus dem Folk-Songbuch Amerikas. (Ob wohl jemandem im Publikum Namen wie Doc Watson und Rosa Lee Carlton noch etwas sagten?) Mit leicht brüchiger Stimme interpretierte der junge Songwriter ein Repertoire aus melancholischen, sehnsüchtigen Folk- und Worksongs, die an eine verschwundene Musikära erinnerten.
Mehr über das Festival und sein Programm auf www.stansermusiktage.ch
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