Melingo – Oasis

MelingoOasis ist das letzte theatralische Triptychon-Bild einer Geschichte, die Melingo seit nun schon sechs Jahren musikalisch vertont.

Wer Melingo kennt wird nicht überrascht sein, dass «Oasis» mehr Hör-Reise ist als Tango-Album. Es sind musikalische Szenenbilder, nicht unbedingt klassische Lieder. Kapitel einer verschlungenen Geschichte, wechselnde Kulissen, viel Personal und noch mehr Stimmung. Wer als Zuhörer hier nicht mitgestaltet, den Projektor seines Kopfkinos nicht einschaltet, steht etwas ratlos vor diesen Tongemälden.

Odyssee der Fantasie

Die Hauptperson ist Linyera, Melingo nennt ihn einen Transhumant. In dieser Welt erschienen als Findelkind in einer Baby-Klappe, aufgewachsen zwischen Schurken und Prostituierten, selber Dieb, Bohemien, Gnostiker und Anarchist, arm, aber nicht ärmlich. Weiteres Personal: Ein Weiser, ein Wahrsager, eine Tänzerin in einer Glasblase, ein Söldner. Auf einem Schiff ist Linyera unterwegs wie einst Odysseus. War er im letzten Album, «Anda», noch in China, landet er jetzt u.a. auf der griechischen Zakynthos, und kehrt zurück nach Buenos Aires.

Es ist eine wilde Geschichte, die Melingo erzählt, unterstützt von Wegbegleitern aus Rock und Tango, u.a. Andrés Calamaro, Stefanie Ringes oder der Schriftsteller Enrique Symns. In Vinicio Capossela findet er einen ebenso verspielten und wild fantasierenden Mitstreiter. Es kommt zur Verschwisterung von Tango und Rembetiko, das Bandoneon tanzt mit der Tsouras, und am Schluss findet Linyera sein Traumbild. Als Kontrast zwängt sich zwischen die akustischen Instrumente auch immer wieder Studio-Elektronik, gleichzeitig Theatereffekt und Duftnote.

Dieses Werk ist nur für Leute mit offenen Ohren, musikalischer Abenteuerlust und wild wuchernder Fantasie.

Rating: ★★★★☆ 

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