Die Meridian Brothers sind die unterschiedlichsten Splitterexistenzen von Eblis Álvarez. Der Kolumbianer lädt ein zu einer musikalischen Selbstsuche.
Es gibt zwei Existenz-Ebenen der Meridian Brothers. Die eine wird als Band im Herbst wieder durch Europa touren und auf der Bühne das Werk der anderen Meridian Brother-Ebene vorstellen, die von Eblis Álvarez. Dieser lebt seit über zwei Jahrzehnten seine künstlerische Vielfaltigkeit aus, die musikalisch dem entspricht, was David Precht mit seinem ersten Buchtitel meinte: Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?
Álvarez ist ein Alchimist im klingenden Sinn. Er vermengt auch in diesem Werk Echtes und Erträumtes, Schräges und Bezauberndes, Wirres und Unverständliches zu einer Klangskulptur, die sich in die Haut eines Mannes namens Junior Maximilian zwängt. Diese Figur sucht nach Sinn des Lebens – und dem Ende seiner Depressionen – mittels Drogen, moralischen Zusammenbrüchen und Fetzen von Einsichten. Schwankt zwischen Selbstzerfleischung und Schuldzuweisung an Dritte.
In Töne übersetzt, baut Álvarez aus dieser Sinnsuche eine Collage, deren Teile sehr oft nicht im Sinne allgemein empfundener Harmonie, sondern in disharmonische Klangmalereien ausarten. Klischees werden geschreddert, die Melodien sind so intensiv auf der Suche nach sich selbst wie der vermeintliche Protagonist. Der Klangbauer hat sich mit den Gitarrentechniken von Afrobeat, kongolesischem Rumba und Highlife beschäftigt, und dies mit einem bereits bestehenden Fundus aus Cumbia und Champeta vermengt. Alles tief getränkt in psychedelische Tropicalia-Sounds. Eine klangliche Achterbahn-Fahrt.
Mi Latinoamérica Sufre verknüpft die Kopf-, Finger- und digitalen Aus-Geburten des kreativen Daseins von Eblis Álvarez in ein verspieltes, schräges Klangkaleidoskop. Einigermassen gradlinig sind lediglich die Rhythmen.
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