Koto und Erhu, Japan und China: Mieko Miyasaki & Guo Gan finden eine gemeinsame Welt in vielen Melodien der europäischen Klassik.
Es ist eine „klassische“ Aufnahme, wenn man das Klangbild anschaut. Jedoch nicht im musikhistorischen Sinn, denn die japanische Zither Koto und die zweisaitige chinesische Erhu haben sich selten getroffen. Da gab es zu tiefe Kulturgräben dazwischen. Die beiden Virtuosen, Mieko Miyazaki und Guo Gan, trafen sich vor ein paar Jahren in Paris. Beide hatten ihre Instrumente schon in ganz unterschiedliche Klangwelten getragen: Mieko in das jazzige Umfeld von Ngyuen Lê, Guo in die klassischen Konzertsäle u.a. mit dem Pianisten Lang Lang.
Was die beiden auf dieser Zusammenarbeit bieten ist umwerfend: Zum einen die schlicht phänomenale Beherrschung des jeweiligen Instruments. Zum andern die Fähigkeit, die Klangräume der Instrumente so zu verschränken, dass man sich nur wundert, warum es für diese Kombination nicht mehr Kompositionen gibt. Guo adaptiert traditionell chinesisches Material, während Mieko die Kompositionen gleich selber schreibt. Und eine tiefe Verbeugung machen beide vor ihrer Wahlheimat: zum einen interpretieren sie «Les Feuilles Mortes» von Joseph Kosma und Jacques Prévert. Doch noch atemraubender ist ihre Interpretation von zwei Stücken von Claude Debussy (u.a. Arabesque No 1).
Früher hiessen solche Projekte «East meets West» oder «East meets East» – dieses Repertoire könnte man hingegen als Weltmusik der Klassik bezeichnen. Besonders ohrenfällig: hier tritt die Exotik der Instrumenten-Klänge gegenüber der Klasse von Komposition und Interpretation in den Hintergrund.
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