Oana Cătălina Chiţu hat ein besonderes Liederbuch neu bearbeitet: sie singt aus der Songsammlung der rumänischen Gesangs-Ikone Maria Tănase.
Das dürfte zumindest den Traditionalisten Kopfzerbrechen gemacht haben: Darf man sich einfach so aus dem Repertoire einer Sängerin bedienen, die in ihrer rumänischen Heimat so was wie eine Heilige ist? Auch fünfzig Jahre nach ihrem Tod gilt Maria Tănase als die Chansonsängerin schlechthin. Da kann man eigentlich fast nur scheitern, wenn man sich an mit dieser Stimme, diesem Repertoire (und ihrem Charisma) messen will.
Oana Cătălina Chiţu meistert die Aufgabe gut. Sie verzichtet darauf, ein paar stimmliche Spleens der Diva zu kopieren. So kippt sie nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit der Melodie in die nächsthöhere Oktave. Glänzte Tănase mit einem kristallklaren, tremolo-losen Sopran, so bringt Chiţu ein sanftes Timbre rein, etwas mehr Dramatik, aber ohne zu übertreiben. Ein kleines Ensemble ersetzt die meist orchestralen Begleitungen der Originale – das ist manchmal ein Schwachpunkt. Eine noch so gut gespielte Gitarre kann eben nicht die rollenden Klangwellen eines Cymbalon, eingebettet in Geigenwolken ersetzen.
Wer die Tănase nicht kennt dem bietet sich die Gelegenheit, das Repertoire der «Edith Piaf von Rumänien» zu entdecken, interpretiert von einer jungen, respektvollen aber eigenständigen Sängerin.
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