Wenn der Samba in den Art-Rock kippt, alte LSD-Räusche aufgekocht werden, und die Rocky Horror Picture Show zu Gast ist, dann tönt das in etwa so wie Os Mutantes.
Os Mutantes waren in den 70ziger Jahren jene rockende Hippie-Truppe Brasiliens, vor denen sämtliche Eltern warnten: Wild, psychedelisch, hemmungslos, grenzüberschreitend. Innerhalb von zehn Jahren wechselte das Lineup acht Mal. 1978 kam das endgültige Aus, die Band löste sich auf. Aber die Truppe war bereits eine Legende und hatte weltweit ihre Spuren in der Rockwelt hinterlassen. Nirvanas Kurt Cobain wollte sie in den 90zigern zur Reunion bewegen. Der Talking Head David Byrne brachte 1999 ein Best-of-Album auf seinem Luaka Bop Label heraus.
2006 dann eine kurze Reunion-Tour, und jetzt, nach dreissig Jahren, ein neues, siebenköpfiges Linep und eine neue CD. Erster Höreindruck: Die machen in ihren Arrangements und mit ihren Instrumenten das, was die jungen Musiker mittels Loop-Technik und Computer zusammen collagieren. Da wird gerockt, Musical-Melodien und Trash-Gitarren finden zusammen. David Byrne wird mit einer Melodie gedankt («Neurociência do Amor»). Rhythmen laufen gegeneinander, Melodien überwerfen sich, Maradona trifft auf Fidel Castro und «Besame Mucho», und manchmal ist es des Guten fast zuviel – aber ein Heidenspass.
Auch wenn Stilvielfalt und -Brüche über die gesamte CD etwas ermüdend wirken: hier haben ein paar gnadenlose Spötter eine musikalische Achterbahn fabriziert.
- Teclar [audio:2009/10/teclar.mp3]
- Samba do Fidel [audio:2009/10/samba-do-fidel.mp3]
- Neurociência Do Amor [audio:2009/10/neurociencia.mp3]
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