Als ich vom Tod von Paco de Lucia erfuhr, holte ich jene CD aus dem Archiv, die mich mit dem Ausnahme-Gitarristen erstmals in Kontakt brachte – sie ist auch heute noch ein wunderbares Stück Musikgeschichte.
Die späten 70er und 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts brachten den Spaniern das grosse Aufatmen nach der Diktatur Francos. Und Europa eine neue Flamenco-Welle. Einer der neuen Stars des Flamenco hiess Paco De Lucia. Seine CD «Entre Dos Aguas» zeigt auch heute noch auf, was im Flamenco drin steckt, wenn man ihn nicht als „nationale Musik“ missbraucht, oder als Gitano-Musik in eine Folklore-Ecke drängt.
Lese oder höre ich heute die Nachrufe auf den Ausnahmekönner De Lucia (hier von Radio SRF, von Spiegel Online, von DerBund) so sind sich die Laudatoren einig, dass de Lucia eine Ausnahmeerscheinung war. Nicht einig sind sie sich, ob er dies war, weil er sein Instrument auch in musikalische Stile hinein trug, die weit weg von den Wurzeln des Flamenco waren. Oder weil er in diesen Ausflügen eben gerade aus der tiefsten Wurzel des Flamencos, der Emotion, der Empathie mit Mitmusikern, Tänzern, Sängern, seine Improvisations- und Interpretationskraft bezog.
Auf jeden Fall: Hier, auf «Entre Dos Aguas» ist vieles schon da: seine Affinität zum Jazz – Larry Coryell tritt als Gastmusiker auf – die Verknüpfung mit der Klassik, die elektrische Bassgitarre, neue Perkussion. Es fehlt einzig der Bezug zum Gesang, der grossen musikalischen Liebe von Paco.
Rating:
Schreibe einen Kommentar