Zwei Innerschweizer Formationen – Pago Libre und Sooon – haben sich zusammen ins gleiche Boot gesetzt; ins FriendShip. Ein Folk-Pop-Jazz-Spass.
Lasst mich erst etwas ausführlich werden (dieses Intro richtet sich vor allem an jene, die keinen Schweizer Geschichtsunterricht genossen haben): Es gab da mal im 16. Jhd. diese Kappeler Milchsuppe, die einen Krieg zwischen den Zürchern und den Innerschweizern verhinderte, resp. dazu beitrug, dass sich die Kriegshaufen die Bäuche voll schlugen und nicht aufeinander einprügelten. Diese Produktion ist vielleicht eine schmunzelnde Anlehnung an jene Geschichte, denn sie zeigt, dass sich die Musik-Genres nicht in die Haare geraten müssen.
Eigentlich sind es nicht zwei Formationen, die hier zusammen im Studio stehen, sondern zwei musikalische Ausprägungen des Jazz-Pianisten und Komponisten John Wolf Brennan. Da ist auf der einen Seite seine Formation Pago Libre (D, RUS, IRL-CH) , die zwischen Urwüchsigem und Jazz der freien Sorte mäandert. Der russische Hornist Arkady Shilkloper spielt u.a. auch Alphorn und Alperidoo …
Auf der anderen Seite das Trio Sooon mit dem palästinensischen Perkussionisten Tony Majdalani und der Jazzsängerin und Jodlerin Sonja Morgenegg. Die geniesst es ungemein, wenn aus dem Jodel ein Joik wird oder eine Oberton-Melodie. Hier ist der Folk näher eingebunden, der Jazz spielt hier eher Entkruster.
Viele Seelen, ach, wohnen in diesen Melodien
Um jetzt auf die Kappeler Milchsuppe zurückzukommen: Für diese Produktion haben sich die Musiker und die Sängerin – neben der eigenen – zusätzliche Inspiration von aussen geholt, aus der Popwelt. Man werfe also neben den Eigenkompositionen und Improvisationen noch Jon Lord (Deep Purple), Pink Floyd, die Beatles, Sting, Yes, oder die Bond-Melodie und andere Filmsoundtracks in den grossen Harmonien-Topf. Da tanzt bereits das Vreneli abem Guggisberg mit dem Sidi Abdel Asser (für Nichtschweizer: das älteste Schweizer Volkslied, und eins vom Berner Troubadour Mani Matter (YouTube-Link, Song beginnt bei 0.42). Pop-Ohren werden auf’s Glatteis geführt und Jazzliebhaber ertappen sich dabei, sich zu fragen: Woher stammt denn dieses melodische Puzzle-Teilchen? Manchmal ist es ein Original!
Weitere, wichtige! Ingredienzen: Eine mächtige Portion Humor, die Professionalität, Rhythmus-Strukturen aufzubrechen ohne den Charakter der Melodie zu stören, und eine spürbare Lust am genre-übergreifenden musizieren. Sehr erfrischend!
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