Die Aufnahmen von Silent Tears sind Vermächtnis, Anklage und Heilung gleichermassen. Es ist die musikalische Umsetzung eines jüdischen Traumas.
Zwischen den beiden Weltkriegen war Warschau Zentrum des europäischen Tangos. Die Komponist*innen und Interpret*innen waren damals mehrheitlich slawische Juden und Roma. Diese Zeit endete mit dem Krieg und der Verfolgung der beiden Volksgruppen durch die Nazis.
Die Texte der hier vorliegenden Tangos stammen aus zwei Quellen. Die Mehrheit von ihnen basiert auf Tagebuch-Einträgen von Molly Applebaum, einem damals jüdischen Teenager. Sie überlebte den Krieg, vergraben in einer Kiste in einem polnischen Bauernhof. Drei der Lied-Texte stammen von einem Schreibprojekt, initiiert von Dr. Paula David in einem jüdischen Altersheim in Kanada. Hier, am Ende ihres Lebens erst, konnten die Insassinnen endlich von den Gräueln berichten, denen sie während des Kriegs ausgesetzt waren.
In Musik umgesetzt wurden die Textvorlagen vor allem durch die Violinistin Rebekah Wolkenstein vom Payadora Tango Ensemble, das diese Lieder auch einspielte. Einige Vertonungen basieren auf Kompositionen von Artur Gold, einem polnischen Geiger, der 1943 in Treblinka ermordet wurde. Der kanadische Journalist und Produzent Dan Rosenberg arbeitete für «Silent Tears» mit dem Payadora Ensemble und vier Sängerinnen zusammen – Musiker*innen, die über ihre eigenen Familiengeschichten mit dieser traurigen Vergangenheit verbunden sind. Bereits 2018 hatte Rosenberg mit seinem Projekt «Yiddisch Glory» (bandcamp) an diesen Zeitabschnitt der jüdischen Geschichte erinnert.
Die ganze Geschichte von «Silent Tears – The Last Yiddish Tango» ist auf der homepage von Payadora nachzulesen, zu hören und zu sehen. Oder hier in einem Beitrag der Deutschen Welle.
Rating:
Schreibe einen Kommentar