Pierre Akendengué, dem kulturellen Vermittler zwischen dem Süden und dem Norden, ist ein nachdenkliches, und doch freundliches Album geglückt. Die Altersweisheit versteckt sich nicht hinter faden Worten, im Gegenteil: «La révolte c’est la vie».
Zwischen seiner Heimat Gabun und seiner zweiten Heimat Frankreich musste und wollte Pierre Akendengué ständig hin und her pendeln. „Musste“, weil seine Lieder in der Heimat nur im Radio gespielt wurden, wenn er sich auch im Lande zeigte. „Wollte“, weil er die jeweils die Kultur der einen Heimat in die andere trug, und umgekehrt. Er war bekannt als politischer und kritischer Singer-Songwriter, brachte es aber auch fertig, im Album «Lambarena» die Chöre aus den Regenwäldern der Heimat mit klassischen Bach-Kantaten zusammen zu bringen.
Sein letztes Album «Gorée», eine musikalische Aufarbeitung des Sklavenhandels, kam bei der Kritik nicht so gut an. Das hielt den Poeten aber nicht davon ab, mit dem aktuellen Album ein weiteres, brandheisses Thema aufzugreifen: Die Ausbeutung seines Heimatkontinents. Musikalisch ist das Album zuweilen etwas sperrig, denn wenn es z.B. um die Abholzung des Regenwaldes, und damit um die Vertreibung der Pygmäen geht (Nos langues de bois), wählt er eben die Form der musikalischen Erzählung und nicht ein Lied. Er schlägt tanzende Klänge an, wenn er für ein geeintes Afrika wirbt (Afrika obota). Selbst die Anklage gegen die Boden-Räuber (Pays Pillé) kommt als Ohrwurm daher – möge er sich einnisten.
Der Chansonnier aus Gabun hält weder mit Klartext noch mit Melodien zurück. Nur: Wenn die Knie wippen sollte man das Hirn nicht auschalten und die ruhig auch mal die Texte studieren – sie sind nicht moralisierend, sondern einfach wahr. So heisst es in Tondavowé: «Der Mensch? Gut und Schlecht – die Balance macht es aus.»
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