Oft erzählt Musik ganz andere Geschichten als die Geschichte – wer diese persische Songs-Sammlung aus den letzten Jahrzehnten des Schah-Regimes hört, erfährt viel, was die Politik später zudeckte.
Musik ist oft eine der letzten, bleibenden Verbindungen zu einer Kultur, die, aus was für Gründen auch immer, unterging. Eine besondere Beziehung haben Vertriebene zu den Liedern, die sie mit in die Diaspora retteten. Hier haben Arash Saedinia und Mahssa Taghinia, beide persische Secondos, die heute in den USA leben, die Schallplatten- und Kassetten-Archive ihrer Eltern und Freunde durchforstet. Sie trugen eine Sammlung von Erinnerungen zusammen, die nicht mehr die ihren waren, aber doch die Geschichten ihrer Eltern vertonten, wenn diese von früher erzählten.
Diese CD erweckt den Eindruck, als sei die Welt in den 60ziger und 70ziger Jahren offener und globalisierter gewesen, als sie es heute ist. Für den Iran dürfte das sicher gelten. Aus diesen Aufnahmen ist hörbar, dass in Persien eine Generation im Aufbruch war, dass es dieselbe Unruhe war, die sich auch in Paris, Los Angeles, London in Protesten und Musik ausdrückte. Dass auch die Lieder jener Zeit weltweit gehört, und adaptiert wurde. So sind hier verspielte Folk- und Popsongs zu hören, die Ausdruck des Flower-Power-Gefühls waren. Ein Gitarrenriff von Santana wird funky und persisch umgenutzt, und Stil-Ikonen wie Googoosh wurden zu Vorbildern für gleich mehrere Generationen von jungen iranischen Frauen.
Diese CD ist eine überraschende Zeitreise in eine Kultur, die sich so nicht verändern durfte. Die Aufnahmen sind von sehr guter, authentischer Klangqualität.
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