Die Stimme von Radio Tarifa ist verstummt, die Musik wird weiter gespielt. Die Spanier öffneten in den 90er Jahren die spanische Musik sowohl in historischer wie geografischer Hinsicht.
Ein trauriger Anlass liess mich zu dieser CD greifen: Benjamin Escoriza, der Sänger von Radio Tarifa, starb am 9. März 2012 nach langer Krankheit. Zusammen mit dem Gitarristen Fain Sánchez Dueñas und dem Flötisten Vincent Molino gründete er anfangs der 90er Jahre die Band. Der Name «Radio Tarifa» war gleichzeitig auch der musikalische Kompass, nach dem sich die Band richtete: Wie würde in Tarifa, der südlichsten spanischen Stadt, wohl eine Radiostation tönen?
Magrebinische Rhythmen, Ney-Töne aus Ägypten, Flamenco-Melodien, sepharidische Klänge – Radio Tarifa bedienen sich aus all jenen Quellen, die in der musikalischen Geschichte Spaniens im Verlaufe der Jahrhunderte eine wichtige Rolle gespielt haben. Escoriza schaffte es mit seiner rauchigen Stimme, die zeitlichen und kulturellen Zwischenräume zu überbrücken oder zusammen zu ziehen. «Rumba Argelina» erschien 1994 und fand auf der ganze Welt offene Ohren. Auch wenn einzelne Songs heute etwas Patina angesetzt haben ist ein Wiederhören lohnenswert.
Für Spanien war diese Produktion eine wichtige Facette der Szene des Flamenco Nuevo, für die restliche Welt ein neuer Zugang zur Musik Spaniens.
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