Redi Hasa hat diesen Albumtitel nicht aus reisserischen Gründen gewählt. Er ist Teil seiner eigenen, persönlichen Geschichte.
Redi Hasa hatte eine erfahrene Musiklehrerin: seine Mutter. Das war auch gut so, denn in den Wirren des Zusammenbruchs des kommunistischen Regimes in Albanien traute sich kaum jemand aus dem Haus. Vor dem drohenden Bürgerkrieg floh Redi Hasa nach Italien, zu seinem Bruder. Das grösste Gepäckstück auf seiner Flucht: seine «Sophi», sein Cello, eigentlich eine Leihgabe des Konservatoriums in Tirana – jetzt war es ein gestohlenes Cello.
Hasa lebt seither im Salento, im «Stiefelabsatz» Italiens. Dort kam er zuerst mit der Tradition der Taranta in Kontakt, und 2010 mit dem Konzertmeister der dortigen Notte della Taranta, mit Ludovico Einaudi. Er wurde auf dem klassischen Parkett zum Förderer und zum Arbeitgeber von Hasa. Mit ihm spielte er 2019 u.a. die 7-CD Sammlung «Seven Days Walking» ein – in der klassischen Welt ein Riesenhit (Spotify-Link).
Taranta bis Minimal Influences
Im Salento kam er auch mit Maria Mazzotta in Kontakt, der ehemaligen Frontfrau der Taranta-Truppe Canzoniere Grecanico Salentino. Mit ihr spielte er zwei äusserst stimmige und bezaubernde Produktionen ein. Jetzt also das erste Soloalbum. Darauf ist der Einfluss seines Mentors Einaudi deutlich hörbar. Von ihm übernahm er den Rat: Finde die Seele in jeder Note, die du spielst.
Die Kompositionen des Albums bezeichnet der Cellist als eine Sammlung von gesungenen Postkarten aus dem eigenen Leben – gesungen auf einem gestohlenen Cello. Das Album beginnt sehr klassisch, doch schon im zweiten Lied wird aus dem Streich- ein Rhythmusinstrument. Und im folgenden Lied wechselt die Klangwelt, aus Tönen werden Pinselstriche. Die bildstarken Melodie-Welten sind über weite Strecken solistisch eingespielt. In einigen Komposition spielt Hasa eine zweite Tonspur ein.
Ein Cello, das mit sich selbst tanzt, ein Cellist der auf der Suche nach der Seele der Töne ist – eine Produktion zum zuhören. Wer sich für die Dauer von zwölf Komposition aus dem Alltag zurückziehen kann, und sich die Postkarten vorlesen lässt, wird reich belohnt.
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Mehr Infos über Hasas Zusammenarbeit mit Maria Mazzotta…
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