Das Wetter war bei der 21. Ausgabe der Rencontres de Chants Polyphoniques in Calvi, Korsika, nicht so harmonisch – alles andere passte.
Wohl wurde der letzte Abend nicht gerade verregnet, aber die Wolken drohten, und es blies zeitweise eine rechte Brise.
Planmässig fand an diesem Abend nur der Auftritt von Alba in der Kathedrale statt.
Ein eindrückliches Konzert einer aufstrebenden Gruppe, die neben dem polyphonen Gesang auch alte und neue Instrumente wieder in die korsische Musik zurückbringt.
Das Konzert der Algerierin Houria Aichi & L’Hijaz’Car sah niemand in voller Länge – was durchaus bedauernswert war, denn die Berberin und ihr französisches Ensemble lieferten ein leidenschaftliches Set.
Aber die Umstellung des Konzertplans bedeutete für die Musiker: Zweimal auftreten, ein Set in der Kathedrale und ein Set im Oratorium des Klosters. An beiden Orten verdankte das Publikum auch die Kurz-Auftritte aller anwesenden Ensembles mit anhaltendem bis überbordendem Applaus. Und es kam zu spontanen Improvisationen und ad hoc-Formationen.
Die beiden Instrumentalisten Daniele di Bonaventura (Bandoneon) und Paolo Fresu (Trompete) mischten sich mal bei den sardischen Kollegen aus Orosei ein. Mit Huong Thanh aus Vietnam wurde kurz vor Auftritt gar noch ein Lied gemeinsam arrangiert.
Die kleine Bühne im Oratorium fasste kaum alle anwesenden Musiker und ein brausender Schlussapplaus und lachende Gesichter war der Schlusspunkt diese gesanglichen Feuerwerks. Während drüben in der Kathedrale Houria Aichi und ihre Truppe ein ebenso dankbares Publikum verabschiedeten.
Das Festival in Calvi muss mit einem Dilemma leben: Auf der einen Seite ist seine Publikumskapazität wegen der bestehenden Aufführungsorte beschränkt. Auf der anderen Seite ist der polyphone Gesang eine Kunst, die irgendwie nicht auf Grossbühnen passt. Ein bilanzierendes Gespräch mit Jean-Claude Acquaviva von A Filetta über «sein» Festival, technische Beschränkungen und ein kurzer Einblick in die korsische Kulturpolitik.
Interview (4.45)