Thompson ist ein Urgestein des englischen Folkrock. Weil es dieses Genre – in der ursprünglichen 60er-Jahre-Definition – nicht mehr gibt, definiert er ihn einfach mit jedem Album neu. Electric ist ein Album voller kluger Töne.
Richard Thompson hat immer gut hingehört, was draussen in der Musikwelt so passiert. Noch viel konsequenter aber ist er sich selber treu geblieben. Die elektronische Welt z.B. hat ihn nie wirklich berührt, obwohl er mit «Mirror Blue» eines jener Alben geschaffen hat, die ich unter der Rubrik «Industrial Folk» ablege – und immer mal wieder hervor hole. Er war immer ein Rock-Folker: Hart auf die Eins, viel Strom, und immer voller Melodie.
Das Album ist Altersweisheit in Töne verwandelt. Auch wenn Richard Thompson manchmal ausfranst, sich ausgiebig in Soundwolken und Klangwelten badet – er findet sich immer wieder, auch die Harmonie – what key? – und zurück auf Takt eins. Das ist es denn auch: Rock. Eingespielt in vier Tagen – take it or leave it. Man!: We take it and keep it!
Ein wunderbares Album (die Deluxe-Variante bietet 7 zusätzliche Songs). Wer Thompson nicht kennt, die Power und fünf Jahrzehnte englischen Folkrock nachvollziehen will, kann hier anfangen und sich dann durch den Back-Katalog durchhören.
Rating: