Die helle Stimme aus Mali sucht Aufmerksamkeit in der Ruhe und Verhaltenheit. Im Gegensatz zu den Konzerten, an denen die E-Gitarre auch mal zeigt wieviel Strom sie hat, kommt die CD zurückhaltend daher.
Aufgeregt oder richtig laut war die Musik von Rokia Traore noch nie. Verglichen mit dem letzten Album Bowmboï allerdings hat die Sängerin noch einige dB zurück geschraubt. Das liegt auch daran, dass sie nicht mehr so auf die treibenden Instrumente Balafon und Ngoni setzt, sondern wieder zur Gitarre zurück gefunden hat. Und wenn sie selber die Songs als bluesig bezeichnet, dann meint sie nicht die festen Riffs ihres ehemaligen Mentors Ali Farka, sondern lange, getragene, nachdenkliche Töne.
Wenn sie aber ihre Stimme erhebt um die Jugend Afrikas davor zu warnen, aus ihrer Heimat zu fliehen, ihr Glück in Frankreich zu suchen, oder in Spanien, dann wird wird der Song lauter, die Stimme rauher: «…on the road in salt water lies death». Sonst besingt sie in verhaltenen Tönen die Liebe, Afrika und philosophiert über das Leben. So geht es im Titelsong darum, dass das ganze Leben im «Dazwischen» stattfindet. Ihr Schluss: Was Menschlichkeit ausmacht ist immer die Balance zwischen den Gegensätzen. Ganz am Schluss der CD gibt’s noch einen überraschenden «hidden track»: Die Billie Holiday-Nummer «The man I love» – eine wunderschöne Version!
Tchamantsché ist ein ruhiges Album, das Rokia Traoré nicht abgeschottet im Studio entworfen, sondern vorgängig mit Publikum getestet hat – Passt!
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