Ry Cooder – Pull Up Some Dust And Sit Down

Ry CooderAuf seine alten Tage wird der Gitarrist und Produzent Ry Cooder noch zornig. Eine bissige Abrechnung mit geldgierigen Bankiers und Wirtschaftsbossen, hilflosen und sozial inkompetenten Politikern und hirnlosen Militärs.

Ry Cooder hat sich im Laufe seines Lebens sämtliche Stilrichtungen der amerikanischen Musik einverleibt. Er wird von Scheibe zu Scheibe echter, und er hält nichts mehr zurück. Diese Produktion ist so was wie ein musikalischer Rundumschlag, und dabei streift er jeden musikalischen Pfosten den er in in den letzten vierzig Jahren mit unzähligen Produktionen eingeschlagen hat. Wir haben hier Folksong, Country, Filmmusik, Rock, Gospel, Mariachi und Tejano, und wir hören auch ein Echo von vielen Musikern, mit denen Cooder im Laufe seiner Karriere zusammen spielte.

Aber an erster Stelle stehen die Texte – nein, an erster Stelle steht der Sänger. Cooder hat noch nie so echt, so gut gesungen. Und die Texte: bitterböse!, wenn er z.B. im Gespräch mit den Wallstreet-Haien das Gespräch seiner 44-Magnum überlässt. Wenn er darüber nachdenkt, ob  die Soldaten – «God bless America!» – noch an Weihnachten denken können, wenn ihnen der Krieg Beine, Arme oder die Seele geraubt haben, alles zu einem lüpfigen Tejano-Schenkelklopfer. Im Songwriting schimmern alle ehemaligen Weggefährten von David Lindley, David Hidalgo, John Hiatt bis Nick Lowe durch. Und in «John Lee Hooker for President» meint man den verstorbenen Altmeister selber singen zu hören.

Diese Scheibe ist wohl das Beste, Böseste und zugleich Zugänglichste was dieser Songschreiber je gemacht hat. Und musikalisch? Wäre der Begriff «Americana» nicht schon besetzt, das wäre die tönende Referenz.

Rating: ★★★★★ 

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