Forabandit ist ein Projekt, das die Troubadour-Tradition Okzitaniens und das Asik-Liederbuch Anatoliens zusammenbringt, und so ein rechtes Stück Mittelmeer-Geschichte in die Gegenwart holt.
Sam Karpienia ist die prägende Kraft hinter dem Projekt Forabandit. Der Mann und sein Mandoloncello sind seit Jahren moderne Vertreter der südfranzösischen Troubadour-Tradition. Dieser Liederstil entstand im alten Okzitanien und war im Mittelalter stilprägend in ganz Europa. Fast zur gleichen Zeit wuchs in Anatolien, dem asiatischen Teil der heutigen Türkei, unter der Bezeichnung Asik ein ähnliches Liederbuch. Ulaş Özdemir und seine Baglama pflegen dieses Musikerbe. Und die perkussive Verbindung liegt in den Fingern von Bijan Chemirani und seinen Trommeln.
Dem Trio geht es nicht nur darum, eine alte Kultur aufleben zu lassen, nicht um „Hochglanz im Museum“, sondern um Emotionen. Wer Karpienia zum ersten Mal singen hört muss sich diese Stimme einfach merken: sie sie ist voller Leidenschaft und Drama, lebt durch Emotion und einen rauchigen Klang. Daneben die seidene, etwas zurückhaltendere Stimme von Özdemir. Musikalisch gesehen ist dieses Projekt verwandt mit den Liedern von Oneira (Chemirani ist da zusammen mit seiner Schwester Maryam mit von der Partie), zeigt aber mehr in Richtung der alten Troubadours.
Hier hat sich ein Zeitfenster geöffnet, es weht aber kein Staub herein, die Luft ist frisch. Folkmusik ist manchmal eine Zeitmaschine.
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