Die digitalen Produktions-Labors sind heute immer weniger die grossen Aufnahmestudios in den Städten, sondern die kleinen Heimstudios in den Wohnungen der Vorstädte und Slums.
Milan Djurić und Uroš Petković leben in Belgrad, und die Belgrader bezeichnen ihre weitläufigen und anonym-unwohnlichen Plattenbau-Mega-Vororte „Karton Cities“. Von hier aus haben sich die beiden in den letzten Jahren als Produzenten, DJs und Remixers einen europaweit guten Namen gemacht. Gestartet mit Downbeat-Jazz und Triphop-Ideen haben sie im vergangenen Jahrzehnt an Tempo und Beat-Härte zugelegt. Ihren Mix bezeichnen sie als Folkstep – und ziehen damit ganz bewusst eine Parallele zum Dubstep in London, dem Kuduro in Angola oder dem Baile Funk in Brasilien.
Neben wabernden Basslinien und hochgetakteten Beats arbeiten die beiden Belgrader natürlich mit der Groove-Maschine ihrer näheren und weiteren Heimat, den Brass-Sounds. Das stichelt und raspelt, dass es selbst tanzabstinente Knie zum wippen bringt. Einzelne Anleihen und Einspielungen kommen aus fremden Kulturkreisen, mit Vorliebe aus südamerikanischen. Auch hier braucht es nicht mehr die grossen Produktionskanäle der Musikindustrie: Eine gute Internetverbindung, die wichtigen Adressen von Kollegen jenseits des Ozeans, die Songbausteine ein paar Mal hin und her geschoben und fertig ist die internationale Zusammenarbeit. Die digitalen Kanäle als Blut- und Nervenbahnen und der Dancefloor als gemeinsame Arbeitsplattform – mehr braucht der internationale DJ-Produzent heute nicht mehr.
Eine Scheibe für DJs, Besitzern von soundtechnisch hochgepimpten Auto-Musiksystemen, und all jene, die sich gerne mit hochgetakteten Antreib-Sounds durch’s Leben schieben lassen.
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