Musik ist eine Migrantin. So kommt es, dass das Leipziger Ensemble Sjaella ihr Repertoire neuerdings mit skandinavischen Melodien anreichert.
Sjaella ist keine Band, sondern ein Ensemble. Sechs junge Frauen aus Leipzig singen seit ihren Mädchenjahren, und damit seit fast 15 Jahren, zusammen – das ist an sich nicht weltbewegend. Aber wie sie das machen ist schon sehr hörenswert! In ihrem neusten Repertoire «Meridiane Nord» haben die Ladies Volkslieder aus dem skandinavischen Liederbuch – mit einem Abstecher auf die englische Insel – neu arrangiert. Die stimmliche Präzision ist bewundernswert, die Arrangement äusserst komplex.
Ich bin ein bisschen hin und her gerissen: Zum einen bin ich Fan von a capella Gesang, auch schätze ich grosses Talent, musikalische Fähigkeiten und ausgefeilte Techniken. Nur wenn es dann, um der Kunstfertigkeit willen, ins Artifizielle und Überarrangierte kippt, dann zieht sich die emotionale Begeisterung an den Songs und den Interpretationen hinter die analytische Beurteilung (inkl. Bewunderung!) für die Fertigkeiten der sechs jungen Stimmen zurück. Mein Engagement als Zuhörer kühlt sich dementsprechend ab. Oder andersrum: etwas weniger Vokal-Artisterei, etwas mehr Herzblut wünschte ich mir.
Doch was beklage ich mich und nöle hier rum: die sechs Ladies haben sicher noch viel vor, denn das Potential ist unüberhörbar. Reinhören, selber urteilen – und ich wette, in der Konzertsituation ist da viel mehr Herzlichkeit drin.
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