Songhoy Blues – Héritage

Songhoy Blues haben für dieses Album den Strom gekappt, zu akustischen Instrumenten gegriffen und viele Freunde eingeladen. Eine Rückbesinnung, Kraft tanken.

In Mali von «Héritage» zu sprechen kann vieles bedeuten, denn Mali ist ein Vielvölkerstaat. Doch die drei Musiker stammen alle aus dem Norden, wo die Songhoi (auch Songhai) zuhause sind. Mit drei Alben und ihrer Interpretation von Desert-Blues, mit mehreren Tourneen rund um den Globus haben sie sich zu einer der profiliertesten Bands aus Mali geschliffen. Jedes der Vorgänger-Alben war etwas härter, lauter ausgefallen. Dann kam die Pandemie.

Die Zeit während und nach der Pandemie nutzten die drei Tourés – alle haben den gleichen Familiennamen, sind aber nicht, oder nur sehr weit entfernt, miteinander verwandt – um sich zu erinnern, woher ihre Freude an der Musik kommt, wer sie beeinflusst hat, was das Spezielle des Desert-Blues entlang des Niger ist, der Heimat der Songhoy. Garba, der Leadgitarrist und ehemalige Student von Ali Farka Touré, nutzte die Zeit, um eine Interessengemeinschaft zu gründen, die sich um die Bewahrung, Restaurierung und den Bau traditoneller Instrumente kümmert.

Entstanden ist ein Album, das fast ausschliesslich auf akustischen Instrumenten eingespielt wurde. Im Studio tauchten Freunde auf, so die Sängerin Rokia Koné, Langzeit-Wegbegleiter von Ali Farka, Afel Boucoum, Kora-Meister Madou Diabate, oder Balafon-Virtuose Neba Solo (YouTube). Einige der Melodien stammen aus der jüngeren Vergangenheit des Songhoy-Liederbuchs, andere, eigene Kompositionen befassen sich mit dem Alltag der Jugend im heutigen Mali, thematisiert deren Ängste und Perspektivelosigkeit.

Zu hören ist aber auch, dass die Musiker enorm virtuos auf ihren Instrumenten geworden sind. Die Tourneen waren harte Lehrjahre. So klingen heute die akustischen Gitarren genau so kräftig und energetisch, als würde da noch ein Verstärker dranhängen. Im Moment suchen die drei Tourés nach Musikern, die mit ihnen dieses Album im Sommer im Westen vorstellen wollen. Ganz auf Strom verzichten will die Band in Zukunft jedoch nicht. Das nächste Album soll bereits in Entwicklung sein.

«Héritage» ist für Songhoy Blues ein Atemholen, eine Rückbesinnung und das Aufladen der eigenen Kreativ-Batterien. Für uns: ein Hörerlebnis, eine Postkarte vom Ufer des Niger.

Rating: ★★★★☆ 

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