Man muss wirklich ein optimistischer Malier sein, um in diesen Tagen ein Album «Optimisme» zu taufen. Obwohl die Band Songhoy Blues heisst, gibt’s wenig Blues: das Quartett macht Roots-Rock.
Die drei Studio-Alben von Songhoy Blues heissen «Music in Exile», «Résistance» und jetzt «Optimisme» – das ist irgendwie auch ein Kurzbeschrieb der Band. Sie wurden aus ihrer Heimat im Norden Malis von den Islamisten vertrieben. In ihrem Heimatort Timbuktu wurde die Musik verboten. Ihre Musik ist Widerstand – nicht nur gegen die Extremisten, auch gegen die verhärteten Traditionen ihrer eigenen Gesellschaft. Sie haben zwar die Stetigkeit des Niger in ihrem Blut, aber sie sind zornig. Dieser Zorn will ausgelebt werden, Rock ist ein Ventil. Der Opener weist die Richtung: «Badala» heisst so viel wie: Scheiss drauf!
Musikalisch ist die Entwicklung der Band Richtung Rock organisch gewachsen. «Optimisme» ist ein Spiel mit den Versatzstücken, die der Rock zu bieten hat. Riffs dirigieren die Songs. Es ist, als hätte eine Kamele Ngoni ihren Stromanschluss akzeptiert, und ebenso, dass sie jetzt auf einem Gitarren-Griffbrett gespielt wird. Es ist oft der Grundton, über den gegrooved wird – hier zeigt sich die Songhay-Tradition. Anleihen an die alten amerikanischen Blues-Rocker klingen ebenfalls an. Die Musik erinnert mich an eine junge afrikanische Metropole, die in einigen Quartieren genau so glitzert wie eine etwas ältere, westliche Stadt. Nur ist ihre Grund-Energie noch jung, roh und ungezähmt.
Rock – und eine nur leicht gebremste Zurückhaltung aus einem Land, das für seine Ausgeglichenheit berühmt ist. Songhoy Blues starten einen Weckruf und begehren auf.
Rating:
Schreibe einen Kommentar