Der Konzertabend begann mit einem Monsteraufgebot an Musikern, genauer: an Saxophonisten. Der Komponist Andy Sheppard komponierte für die Stanser Musiktage und das Jazzfestival Cully ein Stück für hundert Saxophonisten. Es wollten aber viel mehr Musiker bei diesem Projekt mitmachen. Schlussendlich standen 240 Saxophonisten auf der Kirchentreppe am Dorfplatz. Einige Grundgrooves für das Orchester, viel Auslauf für die Solisten, manchmal zwei synchron agierende Dirigenten – und ein mächtiges Gemeinsamkeitsgefühl denn auf der Treppe spielten Freudinnen, Ehemänner, Kinder, Nachbarn oder Freunde.
Volksmusik ist ein Eckpfeiler im Programm der Musiktage, und zwar Volksmusik der innovativen Sorte. Was Marcel Oetiker zeigte, war in den ersten drei Nummern mit Trio und Quartett so was wie construct-deconstruct von Volksmusik-Themen. Zum Septett angewachsen führte Komponist und Schwyzerörgeli-Virtuose Oetiker seine Truppe aus Klassik- und Jazz-geschulten Musikern in Klangwelten zwischen Minimalmusik, serieller Komposition und normfreie Tonkaskaden und Rhythmen. Erst in der Schlusssequenz tauchten Harmonie und das ferne Echo einer Ländlermelodie in der Partitur auf. Ländler revisited, wahrlich.
Gebläse und Schmelz
Auf dem Weg durchs Dorf blieb ich kurz im Jazz-Pavillon hängen, das Imperial Tiger Orchestra war angesagt. Auch sie alte Bekannte in Stans. In die etwas laute und geschwätzige Menge pusteten die Romands ihre äthiopischen Grooves noch viel lockerer als vor zwei Jahren.
Das Ende des Konzertabends dann im Club mit den melancholisch-verträumten Chansons von Françoiz Breut. Sie singt schmeichelnd, sinnlich, und hüllt sich in den Sound ihrer Band als sei es knisternde Seide. Eine Gitarre mit Twangy-Sound à la Calexico, ein subtiler Perkussionist am Schlagzeug und ein Pianist, der warme Fender-Rhodes-Sounds bevorzugte. Es war etwas schade, dass Sängerin und Gitarrist erst in der Zugabe zeigten, dass sie auch etwas packender zur Sache gehen können.
Das Programm zeigt die gesammelten Überraschungen des Festivals.
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