Geschichten mit Geschichte, verpackt in Melancholie und Einsamkeit – Stephan Eicher bringt eine Schatulle voller Preziosen.
Preziosen – ein altmodisches Wort, hier verwendet für eine Handvoll Lieder, die fast nicht mehr in eine Welt passen, in der Musik mehr Industrie als Kreation ist. Stephan Eicher findet für 14 Gedichte seiner beiden Schriftsteller-Freunde Philippe Djian und Martin Suter leise, oft melancholische Melodien. Auf zwei Songs sind auch Gedichte eines anderen Poeten, und Seelenverwandten Eichers, eingewoben: Carl Albert Loosli (1877-1959). Die Songs sind zum Teil sehr kurz, und das hat seinen Grund:
Da ist zum einen der Streit von Eicher mit seiner Plattenfirma: die verlangten eine neue Produktion, strichen aber über die Hälfte des Produktionsbudgets. Eicher lieferte ein Album mit Liedern, die über die Hälfte kürzer waren als industrie-üblich. Das Album wurde in der abgelieferten Form nie veröffentlicht, resp. taucht in Auszügen erst jetzt, drei Jahre später, in stark redigierter Form doch noch auf.
Die andere Geschichte – auch das eine subtile Attacke gegen die Musikindustrie – erzählte Eicher auf SRF3:
Auf iTunes oder Amazon werden ja jeweils 30-Sekunden-Schnipsel eines Songs zum Vorhören angeboten. Ich dachte: Dann mache ich doch ein Album, dessen Songs höchstens 30 Sekunden lang sind – so kann man ein Album hören, ohne dafür zahlen zu müssen.
Haikus schreiben, so nannte er diese Schaffensperiode. Entstanden sind Preziosen: kleine, oft kurze, funkelnde Schmuckstücke. Für dieses Album angereichert mit „normalen“ Songs, zwei sogar in Überlänge, und zwei bereits bekannt vom letzten Album „Songbook“. Einige opulent ausgeschmückt mit Chor und Streichern. Andere allein zur akustischen Gitarre, zum Piano gesungen.
Man stelle sich vor: Stephan Eicher kommt für ein persönliches Konzert ins eigene Wohnzimmer. Geht leider nicht, aber diese Produktion bringt genau dieses intime Erlebnis. Nicht vergessen: zwischendurch dem Geschichtensänger, mit einem guten Tropfen Rotwein im Glas, zuprosten.
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