Tania Saleh zieht Bilanz, zehn Jahren nach ihrer Scheidung – A.D. heisst «after divorce». Spannend in den musikalischen Farben, bitter in den Texten.
Woher die norwegischen Musiker und Musikerinnen ihren Bezug zur Musik des Iran oder des Nahen Ostens haben? Keine Ahnung, aber sie scheinen einen gut funktionierenden Draht zu Musikerinnen aus diesen Regionen zu haben (Beispiele: Masah Vahdat oder Ooldouz Pouri). Oder eben Tania Saleh. Die Libanesin wollte einmal mehr die Färbung ihrer Lieder verändern. Sie hat in Zusammenarbeit mit Øyvind Kristiansen eine Klangbalance zwischen europäischem Streichquartett, traditionellen arabischen Instrumenten und vorsichtig gesetzter Electronica gefunden. Sie nennt es «Indie Arabic». Eingespielt wurde das Album in Norwegen und Ägypten.
Die Texte wuchsen jedoch im Innersten von Tania Saleh. Die zehn Lieder drehen sich um die Erfahrungen der Sängerin – und der meisten Frauen in ihrem Umfeld – mit den patriarchalischen Strukturen ihrer Heimat. Oder wie sie es in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur ausdrückte:
Ich wollte über mein Leben in diesem Land als eine geschiedene Frau sprechen. Ich möchte über die Probleme erzählen, die ich in dieser Gesellschaft habe, als Musikerin, mit meiner Arbeit, aber auch über die Art und Weise, wie diese Gesellschaft mich benutzt als Single und unverheiratete Frau.
Die Texte sind bitter, erzählen z.B. in «I hate everything», wie die abschätzige Haltung der Männerwelt gegenüber den Frauen einen Hass auf alles wachsen lässt. Doch Saleh will auch die Hoffnung nicht fahren lassen, z.B. gleich im übernächsten nächsten Song «A Corner in your Heart». Es ist ein ständiges Zurückweisen, Zurückgewiesen werden, Hoffen und Verzweifeln. Aufgefangen werden die bitteren Worte durch Sanftheit und Süsse in Melodie und Arrangement.
Das Album bringt zehn anschmiegsame Melodien, die nicht ahnen lassen, wieviel Schmerz und Verbitterung sich in den Texten verbergen. Dazu muss man – sollte Mann – die Lyrics lesen. Tania Saleh bietet sie auf ihrer Website zum Download an.
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