The Imagined Village bringen Folk-Tradition in’s heutige Englands, einer Nation mit multikultureller Gesellschaft, alten Geschichten und auf der Suche nach einer neuen Identität.
Liest man die Personalliste der Band für dieses zweite CD-Projekt, gibt’ einen Aha-Effekt nach dem andern: Simon Emerson ist der Spiritus Rector der Grundidee, und er hat von Working Week bis Afro Celt Sound System schon manches Projekt erfolgreich gestemmt. Die Folk-Legende Martin Carthy und seine Tochter Eliza sind mit Stimmen, Gitarre, Geige und Wurzelkraft da. Sheema Mukherjee setzt ihre Sitar auch für Projekte ausserhalb ihrer Band-Heimat bei Transglobal Underground ein, und Jackie Oates kommt für einen Song kurz vorbei. Seit dem Erstling «The Imagined Village» hat sich das Line-Up um einiges verändert, die Live-Auftritte haben die Band geformt und Gemeinsamkeiten herausgeschält.
Die Grundidee: Wie tönt das englische Songbook heute, in einer Welt wo das Commonwealth bereits mehr Geschichte als Realität ist? Was passiert, wenn sich die Kulturen gegenseitig respektieren und gleichzeitig vermischen, wo Tradition und Digitalisierung eine Zweckehe eingehen? Spannendes! Es sind nicht unbedingt die Leuchtturm-Klassiker wie «Scarborough Fair» oder «Byker Hill», welche die Ohren öffnen, sondern Songs wie «My Son John» überzeugen: Ein Lied aus Napoleonschen Zeiten stammen, aber an der afghanischen Realität von heute aufgeladen. Mit «Space Girl» mutiert ein Folk- zum Pop-Song, und mit „Cum On Feel The Noize“ der Rock-Klassiker von Slade zum neusten Beitrag für das englische Folk-Songbook.
Die zweite Produktion von The Imagined Village hat das Zeug, Genreabgrenzungen auszuhebeln, Hörgewohnheiten zu vernichten, und dem Begriff Folkrock eine moderne Neudefinition zu verpassen.
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