Auch der erweiterte Untertitel „Jazz & Molam in Thailand 1964-1975“ sagt wenig aus über das, was ich da zu hören kriege: Eine vergangene musikalische Epoche aus einer Welt ausserhalb meiner europäischen Hörweite.
Wir hören Thailand zu einer Zeit, als der Tourismus noch nicht die Strände und Städte vereinnahmt hatte. Die Armeeregierung richtete das Land nach Westen aus, Amerika war das grosse Vorbild. Kein Wunder, dass überall westliche Pop-Musik gespielt wurde. Aber es entwickelten sich auch Mischformen. Luk-thung, ein Gesangsstil aus dem ländlichen Thailand, und Molam, eine Liedform aus dem Osten, dem Grenzgebiet zu Laos wurden elektrifiziert und zum Teil mit westlichen Instrumenten gespielt. Die Grundstruktur der Folk-Songs jedoch blieb erhalten.
Was dabei entstand ist ein Potpurri aus westlichen Rock-Zitaten und Grooves, und einheimischen Lied-Geschichten. Es geht immer um den Alltag, die Liebe und das Leben – und das Leiden daran. In einem längeren Interview auf Spinner berichtet der Sammler dieser Trouvaillen, Chris Menist, wie er dem Charme dieser Musik verfiel und wie er die alten Aufnahmen fand. Die alten Stars wie Chaweenan Dumnern oder Plearn Promdan sind immer noch live zu erleben. Allerdings scheuen sie das Rampenlicht und singen ihre Lieder lieber an Hochzeiten und Festen auf dem Land.
Eine thailändische Liedersammlung aus einer Zeit, als die Beschäftigung mit westlicher Popmusik noch von Entdeckungsfreude und Naivität geprägt war.
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