Tinariwen, die romantischen Rocker aus der Wüste betören immer wieder – auch wenn sie diesmal nicht so tief Luft holen.
Die 2007-Produktion der Tuareg-Truppe aus dem Norden Malis zeigt, was mit einer Band passiert, die dank ihres Erfolgs um den Globus reisen kann: Sie verliert einen Teil des rumpelnden Charmes der früheren Produktionen. Gleichzeitig muss man dem Produzenten Justin Adams ein Kränzchen winden, denn er hat den Songs eine grosse Transparenz und Präsenz verschafft. Diese Produktion ist gleichzeitig eine Aufforderung: Wer Tinariwen live hören – und sehen! – kann, der soll das tun. Selbst wenn sie in nobeln Konzertsälen oder Industriehallen spielen, ist die Weite und Rauheit der Wüste hör- und spürbar.
Die Scheibe ist in einigen Teilen ein Kompromiss: Zum einen ebnet es Tinariwen den Weg auch in die Ohren jener, welche mit der Kargheit und Spröde der rockenden Wüstensongs bisher nichts anfangen konnten. Doch an den Arrangements und der Soundstruktur wurde (zu)viel geputzt und geschliffen. Beispiel: Im Booklet wird darauf hingewiesen, dass es von einigen Songs nicht alle Strophen in den letzten Mix geschafft hätten – die raus gemixten Teile werden als Extra Lyrics aber aufgeführt. Der Tribut, der an die popgewöhnten 4-Minuten-Songs gezollt wird. Auch hier: Live erleben, die Songs erhalten eine andere Qualität. Einen Eindruck vermittelt der Gig aus dem Jahren 2004, den BBC anlässlich des WOMAD-Festivals 2004 mitgeschnitten hat.
Aman Iman – ein schönes Album mit dem halben Wermutstropfen, dass der raue und ausdauernd wehende Wüstenwind zeitweise aus den Studios ausgesperrt wurde.
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