Ein Filmsoundtrack ohne Film, eine musikalische Reise zwischen Indien und Spanien. Thierry «Titi» Robin lässt Scheherezade eine Nacht lang auf seinen Saiten tanzen.
Gitarre, Oud und Bouzouki sind die Instrumente von Titi Robin. Seine musikalischen Lehrjahre führten ihn durch die weite Welt der Gypsymusik, von ihren Ursprüngen in Indien über die Türkei, die Balkanländer bis nach Frankreich und weiter nach Nordafrika. Das ist das Reservoir und die Inspirationsquelle der Musik von Titi Robin. Im selben Atemzug aber entzieht sich seine Musik auch jeglicher Schubladisierung.
Seine neuste Produktion ist ein Konzeptalbum: Wie er die Kali Sultana definiert als Göttin, Frau, Herrscherin, Zerstörerin, Hoheit und Schönheit erzählt er selber in einem ausführlichen (französischen) Interview bei Mondomix. Im Untertitel heisst die Doppel-CD «L’ombre du Ghazal» – der Schatten des Ghazal. Das ist jene Gedichtform, welche im alten Persien ein strenges Versmass für romantische bis erotischen Träumereien setzte.
Eine Komposition, keine Liedersammlung
Die Produktion, ist ein Ton gewordenes Gedicht, das über weite Strecken ganz ohne Gesang auskommt. Bass (Pascal Kalou Stalin), die Saiteninstrumente und Perkussion (Ze Luis Nascimento) bilden das Herz der Formation. Francis Varis am Akkordeon und Renaud Gabriel Pion am Saxophon haben einige Arrangements ausnotiert, ein Streichertrio aus zwei Bratschen und einem Cello interpretieren diese. Die stimmlichen Tupfer setzt Thierrys Tochter Maria. Aus den Arrangements entfliehen die einzelnen Instrumente aber immer wieder in Improvisationen, verzieren mit ihren Ausflügen die Geschichten von den vielen Gesichtern der Kali Sultana.
Dieses Album braucht von der Zuhörerin Zeit – es ist eine konzertante Komposition, kein Album für den Shuffle-Modus des iPod. Das musikalische Märchen aus 1001 Nacht wird die Gemüter spalten: Die einen werden schwelgen, die Vielschichtigkeit rühmen. Den andern ist es vielleicht zu ausführlich, zu langatmig.
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