Die Balkanbands haben den restlichen europäischen Gebläse-Formationen echt eingeheizt. Jetzt revanchiert sich eine Berner Truppe mit Adaptionen voller Humor und harmonischem Dynamit.
Was aus den Boxen – oder noch besser, live von der Bühne! – knallt sind nicht die Sounds von Balkan-Secondos. Aber von harmonischen und groovemässigen Seelenverwandten. Die Truppe um den Trompeter Balthasar Streit besteht grösstenteils aus waschechten Bernern, die meisten in der Jazzszene zuhause. Sie haben die Grooves der serbischen, hochgetakteten Blaskapellen so verinnerlicht, dass sie sogar schon zwei Mal ans jährliche Gebläse-Treffen nach Guca eingeladen wurden. Wobei sich Balthasar Streit selbstkritisch gibt. Gegenüber Norient meinte er
Wir haben nicht den Anspruch, Authentizität vorzugaukeln. Auch wenn dem Schweizer Publikum die Unterschiede weniger auffallen gilt unsere Musik im Osten als durchaus unorthodox, weil wir beispielsweise den lyrischen bosnischen Gesang unseres Gastsängers Miso Petrovic mit serbischen Bläsern kreuzen.
Man muss nicht in die Feinheiten der balkanesischen Herkünfte abtauchen um zu hören, dass sich das Traktorkestar alle nötigen Frei- und Feinheiten erlaubt: Das klingt mal nach Nino Rota oder einer Zirkusband, mal wird etwas Klassik zitiert, mal kippt das Ganze in einen Reggae oder einen Tango, und die Soli dürfen gerne in jazzige Gefilde ausfransen. Für zwei Nummern wurde Schmidi Schmidhauser, Frontmann der Chica Torpeda angeheuert. Der bedankt sich mit zwei wunderbaren Schelmen-Nummern. Und mit Gast-Sängerin Tanja und Accordeonist Goran Smitran haben die Berner einen zusätzlichen direkten Draht in den Balkan gelegt.
Kein Wunder wird die Band landauf, landab gebucht. Schaut wo sie spielen, nehmt die Tanzbeine mit und geniesst einen taumelnden Abend mit viel Schub und überschäumendem Spass.
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Mehr Infos über das Traktorkestar…
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