Was die drei Perkussionisten von Trio SR9 und ihre Gast-Sänger*innen aus Popmelodien machen ist überraschend, und macht hellhörig für die Melodien.
Zuerst zu den Instrumentalisten: Das Trio SR9 sind drei Perkussionisten – Paul Changarnier, Nicolas Cousin und Alexandre Esperet – die normalerweise in der Klassik zuhause sind. Oder diese unkonventionell interpretieren. Ihr Lieblingsinstrument ist die Marimba – in allen möglichen Ausführungen. Damit brachten sie schon Kompositionen von Ravel, oder J.S.Bach unkonventionell zum klingen. Das vorliegende Album holt sich die Kompositionen aber aus der Welt des Pop – und zwar des jüngeren Pop.
Die Originale stammen von Rihanna, Lorde, Pharell Williams, Lana Del Rey, Rosalía oder Billie Eilish. Um solche Songs glaubwürdig zu interpretieren braucht es charaktervolle Stimmen: Blick Bassy, Camille, Sandra Nkaké, Malik Djoudi und Camélia Jordana. Damit die bekannten Pop-Melodien nicht mit einem «Ach-schon-zu-viel-gehört» weggewischt werden, braucht es intelligente Arrangements und neue Klangwelten.
Viel Hand- und Stimmwerk
Was den Klang anbelangt hat das Trio seine Marimbas verändert, neu gebaut, hat atypische Materialien wie Aluminiumblätter in die Instrumente eingebaut. Für die Arrangements arbeiteten die Drei mit ihrem ehemaligen Mitstudenten Clément Ducol zusammen. Den Sänger*innen liess man ebenfalls viel Interpretations-Freiraum. Das Ergebnis ist überzeugend.
Wer viel Pop-Radios hört, kennt die Melodien. Hier jedoch tauchen sie in ganz andere Kleider gehüllt auf, z.B. extrem verlangsamt («Video Games» – Lana Del Rey). Blick Bassy übersetzte die Texte von Ariana Grande aus dem Amerikanischen ins kamerunische Bassa («One Last Time») oder von Inszenierung und Electronica befreit («Malamente») – die Version hätte Rosalía sicher auch gefallen. Die drei Marimba-Virtuosen und ihre präparierten Instrumente überzeugen vom ersten Schlag weg. Aufgefallen ist mir (leider): unendlich abgenudelte Hits wie «Happy» oder «Don’t stop the Music» fangen in der Neufassung leider kein neues Feuer.
Viel Hand- und Stimmwerk gibt’s auf «Déjà Vu»! Und der Wunsch, dass in den Radiostationen öfter diese Interpretationen laufen mögen, und weniger die Originale. Denn hier hört man die Lust, Musik zu machen. Während bei den Originalen produktionstechnische Emotionsverluste die Songs zwar erfolgreich, aber nicht liebenswürdig machten.
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