Tuulikki Bartosik komponiert Klanggemälde. Wer ihr zuhört reist in Städte und durch weite Landschaften, immer mit einem Fensterplatz.
Playscape ist Reisetagebuch und Klangcollage. Tuulikki Bartosik folgt bei ihren Kompositionen oft ihrem Instrument, dem Akkordeon, das sie mit einigen elektronischen Fusspedalen ergänzt hat. (Am wichtigsten: das Basspedal!) Sie hört den Klängen zu, wie sich ihre Melodie-Loops entwickeln, wie der Balg ihres Instruments atmet. Dazu kommen O-Töne, eingefangen auf ihren Reisen zwischen Estland, Schweden oder einer Reise nach Japan.
Die Geräusche einer bremsenden oder anfahrenden U-Bahn in London, ein gehauchter Rhythmus, eine gesungene Melodie, die sich aber zwischen den Instrumental-Layers versteckt – das sind Elemente, die, neben den Melodieschlaufen, im Computer geschichtet und kombiniert werden. Ein immer wieder auftauchendes Element ist das schnelle Auf- und Zuziehen des Akkordeons, eine Rhythmik, welche an das Fahrgeräusch eines Zugs erinnert: das Klopfen der Räder auf den Übergängen der Gleise, das Vorüberhuschen der Fahrleitungsmasten. (Nebengedanke: Steve Reich ist hier.) Das Repetitive, die melodischen Loops haben auch etwas Tänzerisches, Fröhliches. Heute sagt die Komponistin über ihre Musik:
I’ve always felt like I’m a musician, not only an accordion player. That just puts me in a tiny box. I’m trying to find ways to bring all my musical interests together.
Für diese Produktion hat Tuulikki Bartosik einen Klang- und Seelenverwandten gefunden: Sander Mölder. Auch er ein Sammler von Geräuschen und Klängen, Este, von Haus aus Cellist und Pianist. Seine eigene Musik bezeichnet er als Folktronika (YouTube). Als Ko-Produzent, und ebenso eifriger Sound-Collagist, hat er einige Keyboard-Klänge, Ideen und O-Töne beigesteuert.
Wer oft mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist kennt die Rhythmik einiger Stücke, aber vor dem Fenster ziehen ferne, unbekannte Landschaften vorbei.
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