Man hätte diesen Sampler auch „Gefunden in China“ betiteln können. «Lost in China» trifft es auch, denn Folk-Songs haben einen schweren Stand im Reich der Mitte.
Verantwortlich für diesen Sampler ist Sam Debell – ein alter Bekannter, brachte er uns doch bereits Shanren. Er scheint seine Liebe und Sammellust nun von den Hügeln und Bergen von Yunnan auf das ganze Reich ausgeweitet zu haben. Die grosse Klammer dieser Songs ist der Genre-Begriff «Folk». Denn die westlichen Musikstile von Rock bis HipHop und Jazz haben auch in China die Tradition an den Rand gedrängt. Was hier vorliegt ist quasi die Sammlung von ersten Anzeichen eines scheuen Folk-Revivals. Viele diese Truppen haben – so Sam Debell – auch in China nur eine kleine Fangemeinde.
Die lautesten Gitarren stammen von einer Strassenoper-Truppe aus Peking – auf der Strasse muss man gehört werden. Doch mehrheitlich vertrauen die junge Chinesen den traditionellen Instrumenten. Wer nun nur Exotik erwartet wird milde enttäuscht. Die chinesischen Melodien sind gar nicht so weit entfernt von unseren eigenen Hörgewohnheiten.
Wahrscheinlich hat der Westen bereits einige Songstrukturen beeinflusst, doch was soll’s – die Welt wird kleiner. So lange die Wurzeln einer Kultur nicht ausgerissen werden, bleibt die Vielfalt erhalten.
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