Diese Songs von Victor Démé aus Ouagadougou erzählen Geschichten aus einem Land, das nicht auf einem staubigen Hochplateau zu liegen scheint, sondern direkt ans Meer grenzt.
Victor Démé hat nach 30 Jahren Musikerleben endlich eine eigenen CD produzieren können – und hat gleich eine stille Überraschung geschafft. In seiner Jugend war der Junge seinem Vater an die Elfenbeinküste gefolgt. In der damaligen Musik-Hauptmetropole Abidjan lernte er tagsüber das Handwerk des Schneiders, abends sang er in den verschiedensten Clubs und mit unterschiedlichen Bands.
Zurück in Ouagadougou wuchs seine Bekanntheit. Er wurde Sänger der führenden Bands, gewann Wettbewerbe. Aber das reichte nicht für ganz nach oben. Er war wohl ein angesehener Musiker, musste in den Clubs aber vor allem die Songs von andern, z.B. Salif Keita oder Mory Kante singen.
Ruhig bis melancholisch
Und nun zum ersten Mal: eigene Lieder. Diese CD hat etwas, das irgendwie nicht nach Burkina Faso tönen will – da ist zuviel Meer drin. Es tönt, als hätten sich einige Melodien nicht entscheiden können, ob sie jetzt lieber auf der Ile de Réunion von Davy Sicard, in Dakar im Club vom Orchestra Baobab oder am Strand von Belize von Andy Palacio gesungen werden möchten. In Ihrer Unentschlossenheit sind sie bei Victor Démé am Rande der Wüste gelandet.
Instrumentiert wurde sehr spartanisch: eine, zwei Gitarren, ein Bass, etwas Perkussion, da mal ein Piano, hier ein Balafon. Ein wenig Kritik gilt der Produktion: Hier hätte ich – trotz einfacher Produktionsmöglichkeiten – gerne ein bisschen mehr Engagement herausgehört.
Victor Démé liefert nach drei Jahrzehnten auf der Bühne und in den Clubs ein reifes, ruhiges Erstlingswerk ab: ein tiefblauer, noch ungeschliffener Edelstein.
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