Vinicio Capossela hat im 13. Jhd. und in Richard de Fournival einen Geistesverwandten gefunden, ein Ideengeber für eine opulente musikalische Umsetzung.
Der italienische Komponist, Dichter und Phantast, Vinicio Capossela, hat einen Bruder im Geiste gefunden. Kurz zum Hintergrund: Richard de Fournival, Textlieferant dieses Werkes, war ein Gelehrter, Chirurg, Dichter und Sänger in der Mitte des 13 Jhd. in Amiens und Rouen. Er übernahm die Gewohnheit der Minnesänger und Troubadoure, die Liebe zu einer Angebeteten in Allegorien zu verpacken. So schuf er ein ganzes Universum von Liebes-Tieren um die Aufmerksamkeit seiner Angebeteten zu erlangen, das «Bestiaire d’Amour».
Von der Liebespantherin bis zum Einhorn, von der Hydra bis zum Wolf werden die Gefahren und Freuden der Liebe als tierische Wesen dargestellt und besungen – ein müder Abklatsch dieser Allegorie hat sich bis in unsere Zeit herüber gerettet, wenn wir von „vögeln“ sprechen, und damit nicht die Tiere meinen… Nun, das Werk war zu seiner Zeit sehr berühmt und wurde in ganz Europa gelesen. Der Inhalt war ja lediglich unter seiner sehr transparenten Allegorie ausführlich, fantasievoll und sehr wohl verständlich. Wer es sich in Deutsch zu Gemüte führen will, sei auf die Übertragung von Ralph Dutli verwiesen (hier eine sehr gelehrte Kritik dieses Werkes).
Viel Inspiration
Jetzt hat Vinicio Capossela also Teile dieses Werk vertont. (Mit Tieren kennt er sich aus, hat er doch bereits im letzten Jahr ein ganzes Bestiarium an Liedern geschrieben.) Diese Buchübertragung wurde als Orchesterwerk von 10 Minuten Dauer mit dem Bulgarischen Radioorchester eingespielt. Ergänzt durch «La Lodoletta» und «Canto All’Alba», zwei kleinere Geschichte aus eben jener mittelalterlichen Vergangenheit, im Original von Bernart de Ventadorn und Girout de Bornelh, beides Troubadoure aus Limousin.
Musikalisch und kompositorisch wird Capossela unterstützt von Stefano Nanni. Weil das Original von Richard de Fournival reich bebildert war, legt Capossela auch seiner Vertonung ein buntes und grosses Booklet mit Illustrationen Elisa Seitzinger bei. Die drei Kompositionen (Gesamtlänge rund 18 Minuten) kommen in einer Grossaufmachung daher: 28 x 28 cm. Und weil alles an dieser Produktion aussergewöhnlich ist verzichte ich auf eine Bewertung. Die wäre eh Eulen nach Athen getragen…
Wer des Italienischen einigermassen mächtig ist – das braucht’s, von wegen den Erklärungen des Meisters – kann auf Vinicio Caposselas Facebook-Account zusehen und -hören, wie uns der Geschichtenerzähler in diesen Coronawochen fast täglich live besingt und unterhält…
Mehr Infos über Vinicio Capossela….
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