Für ein Mal zeigt sich, dass auch eine politische Idee fähig ist, ein kulturelles Highlight hervorzubringen. Das gelingt vor allem, weil die Beteiligten nicht wirklich an irgendwelche Grenzen glauben.
Haydamaky haben sich mit ihren Alben «Ukraine Calling» und «Kobzar» im Westen Europas einen sehr guten Namen gemacht. Ihre Konzerte haben Kultcharakter. Voo Voo sind in ihrer Heimat sowas wie die nationale Messlatte in Sachen Rock und Jazz. Getroffen haben sich die beiden Bands bei einem grenzüberschreitenden Fest an der Ostgrenze Polens zur Ukraine: «European Bridge – Frontier 803». Die beiden Bands fanden sofort den Draht zu einander. Und auch Zeit für weitere Konzerte und Studiotermine.
Ein Grossteil des musikalischen Materials schöpfen die Bands aus ihrer eigenen Tradition. Musikalisch sorgt man für modernen Fahrtwind. Die Rhythmusabteilung von Voo Voo treibt die Songs mit knüppelnden Rockgrooves voran. Die Gitarre flirrt mal jazzig, mal kommt sie schwermetall-mässig daher, Flügelhorn und Saxophon beider Bands spielen Balkangebläse. Es sind jedoch nicht die Stakkato-Arrangements, welche man von den rumänischen oder serbischen Bands kennt. Es sind verschachtelte Rhythmen, die man wohl am ehesten nach dem Motto begreift: nicht zählen, tanzen! Und es wird aus voller Brust gesungen, aber statt Kalinka-Stimmung tönt’s plötzlich nach Mariachi und singender Säge.
Rockmusik als taugliches Gefährt für traditionelle Geschichten und Melodien – das funktioniert bestens! Etwas zynisch könnte man sagen: Gottseidank gibt es Grenzen, da hat man immer mal wieder einen Grund, sie aus dem Weg zu räumen.
Weil die Vertriebswege für diese CD noch nicht freigeschaufelt sind, muss man die Scheibe direkt beim Label EastBlok bestellen.
- Tylko Z Nieba [audio:2009/09/tylko.mp3]
- Do Ternopola [audio:2009/09/ternopola.mp3]
- Poleczko [audio:2009/09/poleczko.mp3]
Rating: 
Diese CD war… und ist eine offenbarung für mich. Manches ist mir etwas heftig, aber vieles ist so wohl-klingend und extrem-schwingung-bringend. Ich habe „Voo Voo“ zweimal in Polen gesehen und besitze drei LP und zei CD von ihnen. Ich habe die polarisierung erlebt, die von den männern und ihrer musik ausgeht. Das eine drittel publikum bleibt sitzen und die anderen fliegen geradezu in den himmel. Das alles hat aber mit „star“ kult o.ä. nix zu tun, es geht um musik. Auf „Haydamaky“ will/ muss ich noch etwas aufmerksamer werden, es scheint sich sehr zu lohnen.