Eine Zuhör-CD – wie der chinesische Meister des Trümpy / der Maultrommel / der Jewish Harp / des Huang seine Melodien sirrt ist unvergleichlich. Voll da, und doch irgendwie nicht ganz von dieser Welt.
Wang Li hätte eine Militärlaufbahn einschlagen sollen. Nach Abschluss seiner Universitätsstudien verweigerte er sich jedoch den Familienplänen und verliess seine Heimatstadt Shandong. Nach mehreren Monaten unterwegs quer durch Europa fand er eine Bleibe im Seminaire Saint-Sulpice, einem Kloster in Paris. Seine Studien waren aber durchaus weltlicher Art: Er erkundete die Klangwelt eines archaischen Instruments, das überall auf dem Planeten in irgend einer Form entstanden ist. Im deutschsprachigen Raum ist es am ehesten unter der Bezeichnung Maultrommel bekannt.
Wang Li lotet die Soundwelten aus, welche die Schwingungen der Instrumentenzunge in der Mundhöhle des Spielers erzeugen. Der Atem spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Entstehung des Sounds, und der Anschlagrhythmus gibt dem Ganzen den Groove. Auf unterschiedlichen Instrumenten, mal aus Metall, mal aus Bambus, erzählt Li seine Geschichten. Und wechselt hin und wieder zu einer Hulusi, einer Kürbis-Flöte, die er mittels Zirkuläratmung spielt – auf einer oder zwei Flöten „steht“ der Grundton, auf der mittleren Flöte wird dazu die Melodie gespielt.
Der erste Klangeindruck ist wohl: Aha, Esoterik. Doch dann taucht Wang Li der Erzähler auf, und seine Geschichten handeln von der Natur, von Gefühlen, vom Leben. Den Mann live spielen zu hören ist ein intensives Erlebnis – auch weil man sich ganz deutlich bewusst wird, wie man zuhört.
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