Das Festivalzelt vor dem Kulturpalast in Warschau ist voll. Eine Woche Worldmusic ist angesagt, und eröffnet wird das Festival von zwei Legenden. Die eine steht für ein Instrument, die Duduk, die andere für einen Musikstil: Mugham.
Djivan Gasparyan ist die Personifizierung der Duduk, des unscheinbaren, oboe-ähnlichen Instruments. Er hat das Instrument aus der Folklore-Ecke geholt, hat die Hirtenflöte in die Konzertsäle und Aufnahmestudios der Welt gebracht. Er spielte mit Philharmonien und Jazzorchestern oder komponierte Filmmusik.
Mit seinem Quartett eröffnete der Altmeister das Festival mit einem ruhigen, besinnlichen Konzert. Noch gibt er den Ton an, legte den Atem in die Melodien. Doch überlässt er gerne die virtuosen Solopartien seinem designierten Nachfolger, seinem Enkel Djivan jr. Die Duduk hat nur rund eine Oktave Tonumfang, und so zeigt sich die Virtuosität der Musiker in der Dynamik auf dem Ton und den Arrangements in den Stimmen. Das Publikum bedankte sich mit enthusiastischem Applaus.
Gesungenes Epos
Alim Qasimov ist der singende Grossmeister einer alten Musiktradition, des Mugham. Melodisch mit den Sufi-Gesängen verwandt ist diese Stilrichtung jedoch viel intellektueller und ausgeklügelter festgeschrieben. Ein Jahrhunderte altes Melodiensystem das strenge Regeln kennt, und doch der Improvisation der Stimme grösstmögliche Freiheit bietet.
Zusammen mit seiner Tochter Fargana zeigte Alim Qasimov, wie Geschichten er-sungen werden können. Emotion ist Teil des Klanges, und will ebenso genau eingesetzt werden wie die Tonhöhen. Nach je einem Stück für Solostimme begannen die beiden Sänger dann ein fast stündiges Epos – was einen Teil des Publikums dann doch etwas stark forderte.
Ein klassischer Einstieg in eine Festivalwoche, die vor allem die Musik des Orients in den Mittelpunkt stellt. Die meisten Konzerte werden übrigens vom zweiten polnischen Radio live übertragen, Konzertbeginn ist ab 19.00 Uhr.
Schreibe einen Kommentar