Der haitianisch-kanadische Troubadour Wesli hat allen Grund, sein aktuelles Werk «Tradisyon» zu taufen – er hat nach seinen kulturellen Wurzeln geforscht.
Diese, mittlerweile fünfte oder sechste – ja nach Zählart – Produktion von Wesli ist eine Langzeitproduktion. Und der Anfang eines neuen Kapitels in seinem Songschaffen. Es geht nicht mehr um die Vermittlung von karibischer Lebensleichtigkeit, sondern um das kulturelle Erbe Haitis. Wesli ist in den letzten Jahren quer durch seine Heimat-(Halb)Insel gereist und hat sich um Sprachen, Rhythmen und Werte gekümmert. Die Geschichte erzählt er im Podcast Auf der Suche nach den musikalischen Traditionen Haitis. «Tradisyon» ist das erste Album einer ganzen Reihe, die da noch kommen werden.
Auffällig sind die verschiedenen Rhythmen, mit denen Wesli hier arbeitet. Er hat sich nicht nur in die Musiktraditionen der Feste vertieft, sondern auch in die Sprachen und Wortbedeutungen von fast vergessenen Stämmen, und die Wurzeln deren musikalischen Rhythmen. Die sind tief eingegraben in die Spiritualität und die Vodou-Tradition der ehemaligen Sklaven-Gemeinschaften. Gleichzeitig kennt er auch die Tradition und das Liederbuch der Twoubadou – der Trabadours seines Landes. Schliesslich war sein Vater ein gesuchter Banjo-Troubadour.
«Tradisyon» ist das erste Album einer sechsjährigen Suche und Erforschung der eigenen musikalischen und spirituellen Wurzeln. Oder wie Wesli findet:
It will take me at least five albums just to show the world what I have been learning for a long time.
Wesli balanciert gekonnt zwischen seinem wachsenden Verständnis für die eigene, fast verschüttete Kultur, und seinem Können als charismatischer, musikalischer Verbreiter von karibischer Leichtigkeit und Lebensfreude.
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